Klein, grau, klobig – und mittlerweile drei Jahrzehnte alt. Die allererste Version der Playstation von Sony wurde im Dezember 1994 zum ersten Mal verkauft, zunächst nur in Japan. Doch schnell entwickelte sich die Spielekonsole zur ernst zu nehmenden Konkurrenz von Nintendo und wurde in der Folge zur Grundausstattung von Kinderzimmern der 90er-Jahre. Das Kultobjekt Playstation revolutionierte den Gaming-Markt. Eine unwahrscheinliche Erfolgsgeschichte, denn sogar ihre Erfinder waren von den wirtschaftlichen Erfolgsaussichten nicht sonderlich überzeugt.
Heute ist Konsolengaming untrennbar mit der Marke Sony verbunden. Der Firma geht es gut, der Umsatz steigt stetig. Die Gaming-Sparte macht bei dem Unternehmen etwa 28 Milliarden US-Dollar aus, fast ein Drittel des Gesamtumsatzes von rund 90 Milliarden US-Dollar. Und Gaming ist weiterhin Wachstumstreiber. Allein im vergangenen Jahr wuchs der Umsatz der Sparte um 18 Prozent. Das Geschäft mit dem Daddeln boomt also, ein Milliardenmarkt, dessen Bedeutung immer noch oft unterschätzt wird.
Auch damals schon, als die Playstation entwickelt wurde, hatte man sie zunächst als spielerischen Unfug abgetan. Sogar innerhalb des Sony-Konzerns war die vorherrschende Meinung: Eine Konsole ist Spielzeug. Und mit Spielzeug sollen sich bitte schön andere befassen. Der nicht sonderlich große Gaming-Markt wurde von den damaligen Quasi-Monopolisten Sega und Nintendo beherrscht. Die Chancen für neue Mitbewerber wurden allgemein gering eingeschätzt. Auch von Sony selbst. Der Konzern stellte in den frühen 90ern andere Unterhaltungselektronik her: Walkmans, CD-Player oder Radios.
Rachegelüste statt strategischer Planung
Dass Sony dennoch die erfolgreichste Spielekonsole aller Zeiten baute, ist nicht auf eine kluge Investitionsentscheidung vorausschauender Konzernlenker zurückzuführen, sondern eher auf verletzte Gefühle. Genauer: Rachegelüste.
Ursprünglich hatten Nintendo und Sony eine Zusammenarbeit für eine Nintendo-Konsole vereinbart. Sony sollte das CD-ROM-Laufwerk für die nächste Konsolengeneration Nintendos entwickeln. Doch es gab Streit über Softwarelizenzen, die technologische Hochzeit der japanischen Giganten scheiterte. Und es war letztlich Nintendo, das dem Projekt den Stecker zog und die Trauung absagte. Eine Tech-Hochzeit gab es schließlich dennoch, allerdings zwischen Nintendo und Sonys damals schärfstem Konkurrenten, dem niederländischen Philips-Konzern. Der Sony-Angestellte Ken Kutaragi sah durch diesen Lauf der Dinge Sonys Ehre verletzt, für Japaner eine untragbare Situation. Sony erlaubte also Kutaragi, als Racheakt die Playstation zu entwickeln, der (so besagt es zumindest der Gründungsmythos) eigenhändig nächtelang an dem Projekt feilte. Kutaragi wird heute als „Vater der Playstation“ bezeichnet, er ist zu einer Art Messias-Figur in der Gaming-Szene geworden.
Das verletzte Ehrgefühl von Kutaragi zahlte sich aus: Schon am ersten Tag verkaufte Sony etwa 100 000 Konsolen, mehr als 100 Millionen wurden es. Es dauerte nur zwei Jahre, bis Sony Sega und Nintendo verdrängte und zum Marktführer wurde. Die Playstation 1 revolutionierte das Geschäft, ihre Nachfolgerin, die Playstation 2, wurde zur meistverkauften Konsole überhaupt. Der Erfolg lag an der guten Grafik und viel Speicherplatz, aber auch daran, dass die Playstation außerhalb der Szene Erfolg hatte. Selbst in Clubs wie dem Londoner „Ministry of Sound“ konnte man, wenn man eine Tanzpause brauchte, in eigens eingerichteten Räumen zum Controller greifen. „Video games are the new pop“, schrieb die britische Musikzeitschrift NME.