Plattenbauten:Wildnis für die grauen Klötze

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Bauhaus-Direktor will mit Exotik die Flucht aus Plattenbauten stoppen.

Dessaus Bauhaus-Direktor Omar Akbar hat für den Umbau der ostdeutschen Städte mehr Mut und Experimentierfreude gefordert. "Ziel muss es sein, die Menschen wieder in die Stadt zu ziehen", sagte Akbar.

Der Vorschlag aus dem Bauhaus: Elefanten als Nachbarn. (Foto: N/A)

Wer dem Wohnungsleerstand nur mit der Verschönerung von Fassaden oder mit Abriss zu Leibe rücken wolle, schaffe die strukturellen Problem nicht aus der Welt. "Wir brauchen mehr spielerischen Umgang mit den Gebäuden", sagte der Bauhausdirektor.

Grün in die Stadt pflanzen

Viele Menschen zögen ins Umland, weil ihnen das Grün fehlt. "Wir sollten die Landschaft wieder in die Städte holen", meinte Akbar. So könnten etwa in einem Gründerzeitquartier mit hohem Leerstand einzelne Gebäude in eine parkähnliche Landschaft eingebunden werden und zu "Stadtpalais" werden.

Schwer vermietbare Erdgeschosswohnungen eigneten sich als Werkstätten, Hobbyräume oder Garagen. Die Häuser sollten große Terrassen, Balkone und Dachgärten bekommen.

Abriss der Plattenbausiedlungen kann nach Akbars Meinung nicht die alleinige Antwort sein. "Wenn ich irgendwo zwei Etagen wegnehme, ändert sich grundsätzlich gar nichts", betonte er.

Afrika heimholen

Um den Wohngebieten eine neue Qualität zu geben, müssten Attraktionen geschaffen werden: "Warum nicht in einer Großsiedlung einen Serengeti-Park mit Nashörnern und Elefanten einrichten?" Auch ein Vergnügungspark mit Achterbahn und Riesenrad sei denkbar. In grenznah gelegenen Städten könnte eine Freihandelszone im Wohngebiet für Belebung sorgen.

"Ich will nicht den Eindruck erwecken, wir hätten die allein gültige Antwort", betonte Akbar. Der Kreativität seien keine Grenzen gesetzt. Die Projekte müssten aber in jedem Fall zusammen mit den Bewohnern umgesetzt werden.

Architekten ans Werk

Grundsätzlich sieht Akbar in dem notwendigen Stadtumbau große Chancen für Ostdeutschland. Der Bund habe Geld zugesagt, nun müssten Ideen für die sinnvolle Verwendung her. "Das müssen wir ganz groß aufziehen und die internationale Architektenszene einbinden", sagte er. Er könnte sich beispielsweise vorstellen, dass Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren eine Internationale Bauausstellung zum Thema Stadtumbau organisiert.

Vorbild-Charakter

"Die Frage, wie gehen wir mit der Schrumpfung der Städte um, nachdem sie jahrhundertelang gewachsen sind, interessiert nicht nur hier", betonte Akbar. Ideen mit Modellcharakter könnten ein guter Exportartikel sein.

Quelle: dpa

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