Süddeutsche Zeitung

Plastikmüll:Verbrauch von Obsttüten sinkt nur leicht

Bundesbürger greifen trotz Plastiktütenverbots im Supermarkt weiter zu sogenannten Hemdchenbeuteln - viel häufiger als Belgier und Ungarn.

3 650 000 000 - so viele neue dünne Plastikbeutel haben die Bundesbürger laut Statistischem Bundesamt 2019 benutzt. Damit verbrauchte jeder Deutsche im Schnitt etwa 44 der sogenannten "Hemdchenbeutel" etwa für das Abwiegen von unverpacktem Obst und Gemüse. Ein minimaler Rückgang: Im Jahr zuvor lag der Pro-Kopf-Verbrauch noch bei 45 dieser Plastiktüten mit einer Wandstärke von weniger als 15 Mikrometern. Das gab das Statistische Bundesamt am Dienstag bekannt.

Die "Hemdchenbeutel" sind vom Plastiktütenverbot ausgenommen, das seit Anfang des Jahres in Deutschland gilt. Die Deutsche Umwelthilfe hält das für einen Fehler. Sie fordert vom Bundesumweltministerium, das Verbot auch auf die dünneren Beutel auszuweiten. In anderen Ländern ist das bereits Realität: Rund 61 Staaten verbieten den Vertrieb von Plastiktüten grundsätzlich.

Im Vergleich zu anderen EU-Staaten liegt Deutschland im Mittelfeld. So lag der Pro-Kopf-Verbrauch in Litauen im gleichen Zeitraum bei 280 der dünnen Kunststofftaschen. Deutlich sparsamer waren hingegen die Belgier und Ungarn: Sie griffen durchschnittlich nur sieben Mal im Jahr zu den leichten Plastiktüten.

Aber es muss auch nicht immer Plastik sein: Als Alternative zum "Hemdchenbeutel" bieten sich Mehrweg-Netze aus Baumwolle an. Von Einweg-Papiertüten rät der Naturschutzbund Deutschland hingegen ab. Hier werde deutlich mehr Material und Energie gebraucht als bei Plastik, um die Tüte stabil zu machen. Eine übliche Papiertasche müsste schätzungsweise mindestens dreimal so oft benutzt werden wie eine Plastiktüte, damit sich die Klimabilanz ausgleiche.

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