Süddeutsche Zeitung

Pläne der Commerzbank:Milliardenspiel mit Prinzip Hoffnung

Commerzbank-Chef Blessing will sich nicht noch einmal vom Staat helfen lassen, denn dem gehört bereits ein Viertel des Instituts. Sein Rettungsplan sieht einen Gewinn von mehr als zwei Milliarden Euro bis Mitte 2012 vor. Das entspricht wegen der Staatsschuldenkrise und der Weltkonjunktur aber eher dem Prinzip Hoffnung.

Caspar Busse

Es ist ehrenwert, dass Martin Blessing sein Wort halten will - immerhin. "Ich geh' da nicht noch mal hin", hatte der Chef der Commerzbank im vergangenen Jahr gesagt. Daran ist er nun gebunden. Damals war es darum gegangen, ob das angeschlagene Geldinstitut aus Frankfurt vielleicht erneut Staatshilfe braucht. Berlin hat bereits 18 Milliarden Euro Steuergeld in das Institut gesteckt, der Bund ist seit vier Jahren mit 25 Prozent daran beteiligt.

Das Paket zur Stärkung des Kernkapitals, das Blessing nun vorgelegt hat, sieht auch jetzt keine Unterstützung durch den Bund vor. Der Bankchef steht zu seinen Aussagen, aber er schafft mit Not sein Ziel. Die Bank hat alles zusammengekratzt, was zu finden war. Selbst die Manager müssen ihren Beitrag leisten: Boni von Führungskräften werden in eigenen Aktien ausgezahlt.

Ein Problem: Blessing und seine Leute haben einen Gewinn von 2,4 Milliarden Euro bis Mitte 2012 eingeplant, obwohl dieser unsicher ist. Die Weltkonjunktur steht auf der Kippe, die Staatsschuldenkrise und die Probleme des Euro könnten sich weiter verschärfen. Sollte es zu einem größeren Schuldenschnitt für Griechenland kommen, wäre die Commerzbank hart getroffen. All das ist nicht berücksichtigt. All das könnte durchaus auf die Gewinne durchschlagen - dann wäre Blessings Planung schon wieder Makulatur.

Zudem ist nach wie vor keines der großen Probleme der Commerzbank gelöst: Die Bank sitzt, auch nach der riskanten Übernahme der Dresdner Bank, einfach auf zu hohen Risiken.

Es ist das Prinzip Hoffnung, das Blessing verfolgt. Der Bank, aber auch den Steuerzahlern, ist zu wünschen, dass das Spiel am Ende doch noch aufgeht.

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Quelle:
SZ vom 20.01.2012/mane
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