Süddeutsche Zeitung

Pkw-Neuzulassungen:Europäische Autofahrer verlieren ihre Kauflaune

Hohe Arbeitslosigkeit, schwache Wirtschaft - die Autoverkäufe in Europa sind so schlecht wie seit 20 Jahren nicht mehr. Besserung ist nicht in Sicht. Einziger Trost für die Hersteller sind die Zahlen aus Übersee.

Der europäische Automobilmarkt steckt tief in der Krise. Nach einer leichten Erholung im April sackten die Pkw-Neuanmeldungen auf den niedrigsten Stand in einem Monat Mai seit 20 Jahren.

Als einziger großer Markt konnte sich Großbritannien dem Abwärtssog entziehen - hier stieg der Absatz um elf Prozent. Nach Daten des Herstellerverbandes European Automobile Manufacturer's Association (ACEA) kamen im vergangenen Monat in den 27 EU-Staaten und den drei Efta-Ländern Schweiz, Island und Norwegen rund 1,1 Millionen Fahrzeuge neu auf die Straßen, 5,9 Prozent weniger als vor Jahresfrist (PDF).

Die Pkw-Märkte in Europa kriseln schon seit Längerem. 2012 war mit zwölf Millionen verkauften Fahrzeugen das schlechteste Autojahr seit 1995. Vor allem im schuldengeplagten Süden des Kontinents kaufen die Menschen wegen der hohen Arbeitslosigkeit und der düsteren wirtschaftlichen Aussichten kaum neue Autos. Zu Beginn des laufenden Jahres hatten die Neuzulassungen mit unter eine Million bereits das niedrigste Niveau seit Beginn der ACEA-Aufzeichnungen im Jahr 1990 markiert - und eine Besserung zeichnet sich nach den jüngsten Daten nicht ab.

Premiummarkt ist ebenfalls betroffen

Unter den großen Herstellern verbucht der angeschlagene französische Peugeot-Citroën-Konzern mit minus 13,3 Prozent den schärfsten Rückgang, gefolgt von General Motors und Fiat, die jeweils ein Minus von elf Prozent verzeichnen. Renaults Neuzulassungen gingen um 10,1 Prozent zurück. Rivale Ford konnte den Absatz fast stabil halten.

Marktführer Volkswagen kam mit einem blauen Auge davon: Während die Hauptmarke VW sieben Prozent weniger verkaufte als vor einem Jahr, hielt sich der Rückgang bei Audi mit minus 3,9 Prozent erneut in Grenzen. Die lange schwächelnde spanische Marke Seat legte sogar um 12,6 Prozent zu. Insgesamt sanken die Neuzulassungen des Wolfsburger Konzerns im vergangenen Monat um 2,8 Prozent.

Unter den Premiumherstellern schlug sich Daimler am besten. Die Neuzulassungen der Stuttgarter stiegen um einen halben Prozentpunkt, der Münchner Konkurrent BMW verlor hingegen deutlich (minus 6,6 Prozent).

Während in Europa keine Erholung absehbar ist, konnten sich die Automanager über Zuwächse in Übersee freuen. Auf dem weltgrößten Pkw-Markt in China legten die Pkw-Verkäufe im Mai um 14,4 Prozent zu, in den USA rollten acht Prozent mehr Pkw und leichte Nutzfahrzeuge zu den Käufern. In Brasilien wurden fast zehn Prozent mehr Autos verkauft als vor Jahresfrist. Dagegen schrumpften die Neuzulassungen nach Daten des deutschen Verbandes der Automobilindustrie (VDA) in Russland um zwölf Prozent.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1699132
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Süddeutsche.de/Reuters/sks/gal
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.