Private Krankenversicherung:Ärger um die elektronische Patientenakte

Private Krankenversicherung: Die elektronische Patientenakte ist das Kernstück, um das Gesundheitswesen digitaler und damit effizienter zu machen.

Die elektronische Patientenakte ist das Kernstück, um das Gesundheitswesen digitaler und damit effizienter zu machen.

(Foto: Halfpoint/dpa-tmn)

Vier große private Krankenversicherer und ein IT-Unternehmen scheitern mit dem Portal "Meine Gesundheit". Dabei sollte es die Digitalisierung voranbringen.

Von Herbert Fromme und Ilse Schlingensiepen, Köln

Eines der prestigeträchtigsten Digitalisierungsprojekte der privaten Krankenversicherer (PKV) steht vor dem Aus. Drei der vier Versicherer des Gesundheitsportals "Meine Gesundheit" werden die Plattform Mitte 2023 verlassen: der größte private Krankenversicherer Debeka, die HUK-Coburg und die Versicherungskammer Bayern mit ihren beiden Krankenversicherern Union und Bayerische Beamtenkrankenkasse. Damit bleiben nur der Versicherer Axa und der Arztsoftware-Hersteller Compugroup übrig, die das Portal 2016 auf den Weg gebracht hatten. Die Debeka bestätigte entsprechende Informationen der SZ.

Mit 1,4 Millionen Nutzern ist "Meine Gesundheit" die meistgenutzte digitale Gesundheitsplattform in Deutschland. Nutzer können Rechnungen bei ihren Versicherern einreichen, Dokumente von Ärzten und Krankenhäusern mit anderen Behandlern teilen und an Behandlungs- und Vorsorgeprogrammen teilnehmen.

Allerdings gab es zwischen den bisherigen Partnern Streit über die künftige Ausrichtung der Plattform: Sollte sie sich mehr für allgemeine gesundheitsfördernde Dienste öffnen oder vor allem die Anbindung der Kunden an die Versicherer verbessern? Die drei Gesellschaften, die jetzt gehen, wollen die bessere Anbindung. Derzeit ist die Rechnungsabwicklung für die Kunden noch die wichtigste digitale Anwendung. Bei der Debeka beispielsweise nutzen nur rund zehn Prozent der Versicherten die anderen Angebote von "Meine Gesundheit".

Dass die Compugroup als Softwarepartner bei der Weiterentwicklung der Plattform und bei der Entwicklung einer elektronischen Patientenakte - dem künftigen Kernstück der Digitalisierung des Gesundheitswesens - nur langsam vorankommt, dürfte eine Rolle bei der Entscheidung für den Ausstieg gespielt haben. "Hintergrund ist, dass sich unterschiedliche strategische Prioritäten der Serviceangebote entwickelt haben", heißt es in einer Mitteilung der Versicherer an ihre Mitarbeiter.

Die drei Gesellschaften müssen sich nun rasch um Alternativen kümmern. In der Digitalisierung des Gesundheitswesens herrschte lange großer Stillstand, bis Ex-Gesundheitsminister Jens Spahn den Prozess für die gesetzlichen Krankenkassen (GKV) und ihre Leistungserbringer deutlich beschleunigte. Ziel ist es, mit der elektronischen Patientenakte und den entsprechenden Apps das Gesundheitswesen endlich effizienter zu machen. Seither muss die PKV, bei der rund zehn Prozent der Bevölkerung versichert sind, befürchten, digital von der GKV abgehängt zu werden. Deshalb sucht die Branche nach Lösungen, viele Versicherer entwickeln eigene Gesundheits-Plattformen. Die digitale Patientenakte ist meistens der Punkt, an dem es hakt, denn es gibt noch nicht viele praktikable Konzepte am Markt.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusCovid-Impfung
:Die Nebenwirkungen der Covid-Impfstoffe

Es gibt schwere unerwünschte Folgen der Corona-Impfungen. Aber sie sind sehr selten. Ein Überblick.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: