Gesundheitswesen:Mit der Handy-App zum Arzt

Gesundheitswesen: Per digitaler Identität können Privatversicherte ihre elektronische Patientenakte demnächst über das Smartphone nutzen.

Per digitaler Identität können Privatversicherte ihre elektronische Patientenakte demnächst über das Smartphone nutzen.

(Foto: Fabian Sommer/dpa)

Alle Privatversicherten sollen eine digitale Identität bekommen - wenn sie das wollen.

Von Ilse Schlingensiepen, Köln

Die privaten Krankenversicherer (PKV) sehen im Smartphone das passende Instrument, um Kunden einen sicheren und einfachen Zugang zu digitalen Gesundheitsdiensten zu bieten. Die Branche hält das für komfortabler als den Weg über die veraltete Technologie der Gesundheitskarte. Dafür sollen die Versicherten von Mitte 2023 an eine sogenannte digitale Identität erhalten. Der PKV-Verband hat dazu Rahmenverträge mit IBM Deutschland und Research Industrial Systems Engineering (RISE) abgeschlossen.

Der einfache Zugang ist ein Kernproblem der Digitalisierung des Gesundheitswesens. Bisher erhalten die 73,7 Millionen Versicherten bei gesetzlichen Kassen nur bei Vorlage der elektronischen Gesundheitskarte Leistungen, ob es um die Sprechstunde bei der Ärztin oder das Einlösen eines Rezeptes geht. Die 8,7 Millionen Versicherten privater Gesellschaften haben meist auch eine Karte, erhalten aber auch ohne sie Leistungen, weil der Arzt direkt mit ihnen abrechnet.

Für alle Beteiligten gilt: Für den Zugang zur elektronischen Patientenakte brauchen Versicherte separate Zugangsdaten, mit denen sie sich aber nicht beim Arzt ausweisen können. Das soll die digitale Identität lösen. Sie kombiniert auf dem Smartphone die Daten der Gesundheitskarte mit den Personalausweisdaten.

Die gesetzlichen Krankenkassen sollen nach dem Willen des Gesetzgebers ihren Versicherten von Anfang 2024 an die Möglichkeit geben, die digitale Identität zu nutzen. Für die PKV gibt es diesen Zeitrahmen nicht. Doch muss die PKV schnell handeln, wenn sie beim Zugang zur elektronischen Patientenakte und anderen Diensten nicht gegenüber den Kassen ins Hintertreffen geraten will.

Bisher gab es keine branchenweite Lösung

Mit der Entscheidung für die Smartphone-Lösung unternimmt der PKV-Verband einen erneuten Versuch, einen branchenweiten Weg zu finden. Eine App für Privatversicherte sollte eigentlich schon Anfang 2018 auf den Markt kommen, um ihnen einen Zugang zu den digitalen Services der einzelnen Unternehmen zu verschaffen. Bislang haben die Anbieter allerdings lieber nach individuellen Lösungen gesucht.

Es ist kein Zufall, dass der PKV-Verband die Rahmenverträge jetzt mit IBM und RISE abgeschlossen hat. Denn die wenigen PKV-Unternehmen, die sich bereits für eine elektronische Patientenakte entschieden haben, arbeiten mit der Version eines der beiden Anbieter. So haben sich PKV-Marktführer Debeka und die R+V für die IBM-App entschieden, Allianz und Signal Iduna für RISE.

Die PKV-Unternehmen können jetzt entscheiden, ob sie dem Rahmenvertrag beitreten wollen. Ebenso haben die Versicherten die Wahl, ob sie überhaupt eine digitale Identität wollen, um über das Smartphone ihre elektronische Patientenakte und das elektronische Rezept nutzen oder sich online beim Arzt einchecken zu können.

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