Eigentlich sind derzeit wunderbare Zeiten für Gewerkschaften. Die Wirtschaft wächst, die Arbeitslosigkeit sinkt, und Inflation gibt es praktisch nicht. Und, anders als sonst, sind fast alle dafür, dass die Löhne kräftig steigen, auch Leute, von denen man dies normalerweise nicht erwarten würde. Bundesbankpräsident Jens Weidmann zum Beispiel, der Internationale Währungsfonds (IWF) und Mario Draghi, der Präsident der Europäischen Zentralbank. Am vergangenen Wochenende in Washington sagte Draghi sogar, die EZB könne ihre Geldpolitik erst dann mobilisieren, wenn die Preise stärker stiegen, und das sei ohne höhere Löhne nicht möglich. Die Gewerkschaften könnten also leicht gegen zwei unangenehme Dinge gleichzeitig vorgehen: gegen zu geringe Einkommen und gegen zu niedrige Zinsen.
Pipers Welt:Das Lohnrätsel
Was ist da los? Notenbanken drängen die Gewerkschaften zu höheren Lohnabschlüssen, während diese den Status quo preisen. Dahinter stehen globale ökonomische Verwerfungen.
Von Nikolaus Piper
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