Pilotprojekt:Wenn der Postbote nicht mehr täglich liefert

Deutsche Post - Zusteller

Ein Briefträger der Deutschen Post in Stuttgart.

(Foto: Sebastian Kahnert/dpa)
  • In einem Pilotprojekt testet die Deutsche Post seit Juli, einigen Kunden Briefe nur noch an ausgewählten Tagen zuzustellen.
  • Die Gewerkschaft Verdi zeigt sich "empört" von dem Experiment.

Die Deutsche Post muss eigentlich an jedem Werktag Briefsendungen an ihre Kunden zustellen. Sie ist gesetzlich dazu verpflichtet. Das Unternehmen bestätigt nun aber einen Bericht des Bonner General-Anzeigers, wonach sie ein Pilotprojekt gestartet hat: Einige ausgewählte Kunden können wählen, ob sie ihre Briefsendungen nur noch an einem oder an drei Wochentagen bekommen möchten - oder weiter montags bis samstags, aber an ihren Arbeitsplatz, statt nach Hause.

Die Begründung der Post für das Experiment: Die Menschen würden immer mehr E-Mails, Whatsapp- und Facebook-Nachrichten verschicken, aber immer weniger Briefe. Es gehe deshalb darum, neue Optionen zu prüfen und Kundenbedürfnisse zu erforschen.

Das Projekt sei ergebnisoffen und laufe noch bis Ende September, sagte ein Unternehmenssprecher der Deutschen Presseagentur. Die Bundesnetzagentur als oberste Aufsichtsbehörde über die Postmärkte sei über den Testlauf vorab unterrichtet worden.

Vor einigen Tagen habe die Post ausgewählte Zusteller im gesamten Bundesgebiet, nunja, gebrieft. Sie sollen für das Projekt mit dem Namen "Meine Zustellung" Werbung bei den Verbrauchern machen. Der General-Anzeiger zitiert aus den Unterlagen an die Austräger, die Post strebe eine "Modernisierung der Universaldienstvorgaben" an, die die Post zur werktäglichen Auslieferung verpflichten. Die seien seit Ende der 90er Jahre nicht mehr verändert worden.

Die Gewerkschaft Verdi zeigt sich verärgert über das Vorhaben. Sie befürchtet den Abbau von Arbeitsplätzen, sollte sich die Post aus der werktäglichen Zustellung Stück für Stück zurückziehen. "Wir sind empört", zitierte die Zeitung die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Andrea Kocsis. Die Post betrachte den Empfänger als Kunden, der den Zustellrhythmus wählen könne. "Als Absender würde ich mir dann gut überlegen, ob ich das Briefnetz noch nutze, weil ich ja gar nicht weiß, wann mein Schreiben ankommt", sagte Kocsis. Im Vorgehen der Post sehe sie "einen wirklich gravierenden Eingriff". Das Unternehmen könne nicht von sich aus die Zustellung ausdünnen.

Nach Ablauf des Projekts bekommen die am Versuch teilnehmenden Kunden ihre Briefe wieder ganz normal. Die Post will die Resonanz dann auswerten.

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