Piëch gegen Wiedeking:Von Herzen halbherzig

"Wiedeking hat mein Vertrauen, noch": Volkswagen-Patriarch Ferdinand Piëch stichelt gegen den ungeliebten Porsche-Chef - eine Demontage auf Raten.

Karl-Heinz Büschemann, Olbia

Ferdinand Piëch, der Aufsichtsratschef von Volkswagen, erhebt schwere Vorwürfe gegen das Management der Porsche SE. Der Sportwagenhersteller verschleiere seine wirtschaftliche Lage, klagt Piëch, der auch Mitgesellschafter von Porsche ist. Die Ablösung des Porsche-Chefs Wendelin Wiedeking sei aber nicht geplant.

Wiedeking, Piech, ddp

Sticheleien vom VW-Patriarch: Ferdinand Piëch (links) stichelt gegen das Porsche-Management um Wendelin Wiedeking (rechts).

(Foto: Foto: ddp)

Auf einer Veranstaltung zur Vorstellung des neuen Kleinwagens Polo auf Sardinien erklärte der überraschend erschienene Piëch, Porsche habe mit dem Versuch der VW-Übernahme so hohe Schulden und finanzielle Risiken übernommen, dass der Ausweg aus der Krise noch unklar sei.

Der 72jährige, der auch Mitgesellschafter des Familienunternehmens Porsche ist, hatte mit den anderen Porsche-Gesellschaftern vergangene Woche beschlossen, Porsche als zehnte Marke in den VW-Konzern einzubringen und Wiedekings Plan zu stoppen.

Porsche hat sich durch den Kauf von 50 Prozent der Aktien des 30 mal größeren VW-Konzerns mit neun Milliarden Euro verschuldet und kann angesichts des schwächer werdenden Autogeschäfts seine hohen Zinslasten nur noch schwer aufbringen. Zweitgrößter Aktionär von VW ist das Land Niedersachsen, das 20 Prozent an dem Unternehmen hält.

Komplizierte Finanzgeschäfte

Wie die Zusammenführung genau ablaufen werde, sei noch nicht klar, sagte Piëch. Aber erst müssten die in der Bilanz der Porsche SE liegenden finanziellen Risiken aufgedeckt werden, forderte Piëch. Über deren wahres Ausmaß gäben Wiedeking und der Porsche-Finanzchef Holger Härter keine Auskunft, klagte Piëch: "Auch ich bin an die Zahlen nicht herangekommen."

Durch die komplizierten Finanzgeschäfte, mit denen Wiedeking den Einstieg bei VW finanzieren wollte, seien potentielle Verluste entstanden, die auf keinen Fall in die VW-Bilanz transferiert werden dürften, meinte der VW-Patriarch. Die Porsche SE müsse ihr Schuldenproblem lösen, bevor es zu weiteren Schritten kommen könne. Damit erteilt Piëch dem Plan des Porsche-Managements eine Absage, sich möglicherweise vom Scheichtum Katar aus seiner finanziellen Misere heraushelfen zu lassen. Eine Entscheidung über den genauen Weg des Zusammenschluss sei dennoch in vier Wochen möglich, sagte Piëch.

Über die Zukunft von Porsche-Chef Wendelin Wiedeking sagte er: "Es steht nicht an, ihn abzulösen". Er erwarte auch nicht, dass Wiedeking von sich aus seinen Posten verlassen werde. "Wiedeking hat mein Vertrauen, noch", sagte Piëch.

Der Porsche-Chef, so sagte der Milliardär, sei "bemüht, den Reifenschaden wieder rückgängig zu machen." Kenner des Unternehmens und des Aufsichtsratsvorsitzenden werten diese Aussage jedoch nicht als Vertrauenserklärung gegenüber dem Manager, mit dem Piëch seit einiger Zeit häufig Streit hatte.

Piëch verteidigte, dass er mit seinem Einschreiten gegen Wiedeking den Übernahmeplan torpediert hat. "Der Schaden wird größer, wenn nicht gehandelt wird."

In den vergangenen beiden Wochen hatten sich die Porsche-Gesellschafter zweimal in Salzburg getroffen, um das weitere Vorgehen zu beraten. Bei den Treffen unterstützte dem Vernehmen nach der Familiengesellschafter und Piëch-Vetter Wolfgang Porsche, der den Aufsichtsrat von Porsche führt, den Übernahmeplan des Porsche-Managements.

"In Grundsatzfragen nicht auseinander"

Dessen Konzept zufolge sollte Wiedeking den gesamten Konzern führen. Piëch favorisiert dagegen die Eingliederung von Porsche in den VW-Konzern unter der Führung des heutigen Unternehmenschefs Martin Winterkorn. Der heute 72-jährige Piëch, der von 1993 bis 2002 Vorstandschef von Volkswagen war, bestreitet, dass es in seiner Familie unterschiedliche Meinungen über das Vorgehen von Porsche bei Volkswagen gibt. "Wir sind in Grundsatzfragen nicht auseinander".

Piëch, das Land Niedersachsen und der VW-Betriebsrat nutzte die Vorstellung des Polos zu einer klaren Demonstration der Macht gegenüber Porsche-Chef Wiedeking. Neben ihm waren auf der Veranstaltung auch der VW-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh und ein Abgesandter von Niedersachsens Minsterpräsident Christian Wulff (CDU) in Sardinien erschienen.

Volkswagen-Chef Martin Winterkorn sagte, das Unternehmen begrüße die Entscheidung der Porsche-Eigentümerfamilien, einen integrierten Automobilkonzern mit zehn Marken zu bilden. Die kommenden Wochen würden zeigen, wie der neue Konzern genau aussehen sollte. "Wir werden dabei eng mit dem Betriebsrat und dem Land Niedersachsen zusammenarbeiten".

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