Pharrell Williams in Davos:Happiness gegen die Hitze

Pharrell Williams in Davos: Pharrell Williams (rechts) will die Umwelt retten - in Davos wirbt er dafür in Jeansjacke neben dem ehemaligen Vizepräsidenten der USA, Al Gore.

Pharrell Williams (rechts) will die Umwelt retten - in Davos wirbt er dafür in Jeansjacke neben dem ehemaligen Vizepräsidenten der USA, Al Gore.

(Foto: AP)
  • Pharrell Williams tritt auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos vor Topmanagern auf. Gemeinsam mit Al Gore wirbt er für das Projekt "Live Earth".
  • Sie wollen eine Milliarde Menschen mobilisieren, um die Politik zu drastischeren Maßnahmen gegen Klimawandel aufzufordern.

Von Bastian Brinkmann, Davos

Nichts gegen dunkle Anzüge, nur sitzt die Uniform der meisten Teilnehmer der Wirtschaftskonferenz in Davos eben oft doch nicht ganz perfekt. Und der Handgepäck-Koffer hat sie schön durchgeknittert auf dem Weg in das Schweizer Bergdorf. Aber da ist ja noch Pharrell Williams. Der Musiker und Modedesigner trägt eine Jeansjacke, Schal, goldene Ohrringe und erzählt auf der großen Bühne des Tagungssaals von seinem neuen Projekt. Am 18. Juni möchte er mit Al Gore eine Milliarde Menschen dazu bewegen, ein Zeichen zu setzen. Die Politik muss handeln, um den Klimawandel aufzuhalten, soll dann die Forderung der Masse sein. Es soll eine Aktion werden, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat.

Williams und Gore nennen den Tag "Live Earth", 24 Stunden lang sollen auf der ganzen Welt Konzerte stattfinden, ausgestrahlt im Fernsehen in mehr als hundert Ländern. Auch in der Antarktis soll eine Band spielen. Wie immer bei solchen Events für eine gute Sache werden die beteiligten Promis wohl viel heiße Luft produzieren, und viel schlimmer: enorme Mengen CO₂, für den logistischen Aufwand. Das hatten Kritiker dem Projekt schon 2007 vorgeworfen. Damals hatte Gore seinen ersten globalen Konzertmarathon organisiert, nun also das Comeback. Ende des Jahres finden in Paris wichtige Klimaverhandlungen statt, die Williams mit der Aktion beeinflussen will. Er ist der Kreativdirektor von "Live Earth".

Wer andere zum Tanzen bringt, mobilisiert vielleicht auch die Masse

Williams ist der"Happy"-Sänger, der Mann hinter dem berühmten Wellness-Lied mit dem Musikvideo, das ebenfalls 24 Stunden dauert. 1440 Minuten lang tanzten Williams und viele andere Künstler dafür durch ihre Stadt und freuten sich, dass sie glücklich sind. Wer so ein Video umsetzt, das sich Millionen Menschen auch noch anschauen - der ist wohl nicht ganz falsch für den Job. Auch 2007 engagierte sich Williams für "Live Earth".

Er produzierte einen Song mit Madonna ("Hey you"), die Einnahmen aus den Downloads spendeten sie teilweise an Gores Organisation. Williams trat am Konzerttag selbst auf, er spielte mit Lenny Kravitz am Strand der Copacabana. In Davos auf der Bühne erinnert er sich daran, dass das nicht bei allen gut ankam. "Kommentatoren und Comedians haben uns ausgelacht", sagt Williams ziemlich leise. "Aber ihr Leute wisst jetzt, wie ernst das ist." Es komme nun darauf an, die ganze Menschheit gleichzeitig zusammenzurufen, es sei ein wichtiger Moment für "unsere edle Spezies". Sie brauche perfekte Bedingungen, um zu leben.

Viele Worte spricht Williams nicht

Der Musiker spricht nicht viele Worte vor den Topmanagern. Er wirkt schüchtern im Vergleich zu Gore, der zuvor einen seiner Aufweck-Vorträge gehalten hat. Bei Gore explodiert mit einem Donnern die Hiroshima-Bombe im Hintergrund, weil die Menschen die Erde mit der Energie von 400 000 Hiroshima-Bomben aufheizen - pro Tag. Da stehen alarmistische Nachrichten metergroß in weiß-roter Schrift auf schwarzem Grund. Gore zeigt Überflutung, Trockenheit, Hungersnot, von Indien bis Südamerika, von Deutschland bis New York. Die einzig gute Nachricht aus Gores Sicht ist, dass sich der Markt für erneuerbare Energien aufheizt. Dass sich Wind- und Solarenergie schneller und mit viel mehr Investitionen entwickeln, als noch vor ein paar Jahren gedacht.

Auch das Musikvideo "Happy" hat sich besser entwickelt, als viele zunächst vermuteten. Begeisterte Fans auf der ganzen Welt filmten sich, wie sie glücklich durch ihre eigene Stadt tanzen, von Böblingen bis Teheran. Er ist zwar kein guter Redner, dieser Williams. Aber diese Magie könnte er auf "Live Earth" übertragen. In Davos klatschen immerhin schon einmal Hunderte Anzugträger.

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