Der "meistgehasste Mann des Internets" hat sich offenbar verschätzt: Nach zwei Facebook-Posts über Hillary Clinton muss der frühere Pharmaunternehmer Martin Shkreli vorerst hinter Gitter. Das ordnete eine New Yorker Richterin an und ließ eine Kaution widerrufen, mit der Shkreli wegen eines anderen Urteils auf freiem Fuß bleiben durfte. Der 34-Jährige hatte in der vergangenen Woche unter anderem geschrieben: "Versucht auf HRCs Buchtour, ihr ein Haar auszureißen. Werde für jedes geklaute Haar von Hillary Clinton 5000 Dollar bezahlen."
"HRC" steht für den vollen Namen der demokratischen Präsidentschaftskandidatin von 2016 - Hillary Rodham Clinton. Die 69-Jährige hatte sich nach ihrer Niederlage gegen Donald Trump im vergangenen November weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Am vergangenen Sonntag gab sie dann ihr erstes TV-Interview nach der Wahlschlappe: Beim US-Sender CBS bewarb sie ihr in Kürze erscheinendes Buch "What happened" - eine wütende Abrechnung mit den Geschehnissen, die letztendlich Trump zum Präsidenten machten.
Shkreli hatte sich vor der Wahl als Unterstützer des Republikaners geoutet: Für den Fall, dass dieser gewinnen sollte, versprach er, ein bisher unveröffentliches Wu-Tang-Clan-Album kostenlos zur Verfügung zu stellen. Von der Platte "Once Upon a Time in Shaolin" gibt es nur ein einziges Exemplar, das Shkreli gekauft hatte. Die Heftigkeit seines Hasses auf Hillary Clinton dürfte trotzdem viele überrascht haben. Einen Tag nach seinem ersten Facebook-Beitrag hatte der 34-Jährige nachgelegt und und in einem zweiten Post gefordert, dass das Haar mit Haarwurzel an ihn übergeben werden müsse. Später bezeichnete er seine Posts als Satire und löschte sie schließlich ganz.
Die Staatsanwaltschaft verwies der New York Times zufolge vor der richterlichen Entscheidung darauf, dass der 34-Jährige bereits in der Vergangenheit eine Journalistin auf Twitter sexuell bedroht und seitdem ein "eskalierendes Verhalten von Bedrohungen und Belästigungen" an den Tag gelegt habe. Das Gericht ließ sich dann auch nicht auf Shkrelis Verteidigungsstrategie ein und bezeichnete die ursprünglichen Beiträge als "Aufforderung zu einem Angriff".
Spitzname "Pharma Bro"
Es bestehe das Risiko, so Richterin Kiyo Matsumoto, dass jemand tatsächlich Shkrelis Angebot annehme. Sein Appell falle nicht unter den Ersten Zusatzartikel der amerikanischen Verfassung, mit dem die Meinungsfreiheit geschützt wird.
Shkreli war Anfang August wegen Betrugs schuldig gesprochen worden. Eine Jury hatte geurteilt, er habe Hedgefonds-Investoren in die Irre geführt. Über das Strafmaß ist noch nicht entschieden worden, weshalb sich Shkreli auf freiem Fuß befand. Nun muss er wohl bis zur Strafmaß-Verkündung, die für den 16. Januar angesetzt ist, im Gefängnis bleiben.
Am bekanntesten ist Shkreli - Spitzname "Pharma Bro" - jedoch für einen Coup, der nicht vor Gericht verhandelt wurde. Im Jahr 2014 sicherte er sich die Rechte am Mittel "Daraprim", das bei einem seltenen, aber lebensgefährlichen Parasitenbefall hilft. Es kommt auch bei der Behandlung von Aids-Patienten zum Einsatz. Shkreli erhöhte den Preis pro Tablette nach dem Kauf von 13,50 Dollar auf 750 Dollar. Die extreme Preissteigerung hatte für Entsetzen in der US-Bevölkerung und auch weltweit gesorgt. Shkreli wurde als "meistgehasster Mann des Internets" bezeichnet.