Pharmaindustrie:Für 74 Milliarden Dollar

Das Jahr fängt teuer an. Pharmakonzern Bristol-Myers Squibb zahlt 74 Milliarden Dollar für die Biotech-Firma. Es dürfte nicht die letzte Übernahme sein. Der Wettbewerb um Firmen mit einer gut gefüllten Pipeline ist hoch.

Das Jahr fängt teuer an. In der Pharmaindustrie gibt es einen neuen Milliarden-Deal. Der US-Konzern Bristol-Myers Squibb will den Biotechkonzern Celgene für rund 74 Milliarden Dollar übernehmen, beide Unternehmen sind an der New Yorker Börse notiert. Der Aufsichtsrat von Celgene hat dem Geschäft bereits zugestimmt, wie Bristol-Myers am Donnerstag mitteilte. Durch den Zusammenschluss soll ein führendes Unternehmen in den Bereichen Krebs, Immunologie, Entzündungs- sowie Herzkreislauferkrankungen entstehen. Die Aktionäre von Celgene erhalten je eine Aktie von Bristol sowie 50 Dollar in bar je Papier, das entspricht einer Bewertung von 102,43 Dollar je Aktie.

Die Papiere von Celgene verbesserten sich am Donnerstag um 22,5 Prozent und notierten kurz vor Handelschluss bei knapp 82 Dollar, Bristol-Myers-Aktien büßten etwa 14 Prozent ein und kosteten 44,80 Dollar. Zwischenzeitlich hatte der Kurs von Celgene um mehr als 30 Prozent zugelegt. Die Aktionäre der Biotechfirma sollen auch einen Optionsschein erhalten, der ihnen eine Zahlung von neun Dollar zusichert, wenn drei bestimmte neue Medikamente von Celgene in den nächsten Jahren in den USA zugelassen werden.

Die beiden Unternehmen hoffen, in der nächsten Zeit sechs neue Medikamente mit einem Umsatzpotenzial von mehr als 15 Milliarden Dollar auf den Markt bringen zu können. Im frühen Stadium der Entwicklung befänden sich alleine 50 Produkte mit hohem Potenzial. Durch den Zukauf erwartet Bristol-Myers jährliche Einsparungen von rund 2,5 Milliarden Dollar bis 2022. Den Abschluss der Transaktion erwartet der Konzern im dritten Quartal.

Bristol-Myers kann mit der Übernahme sein lukratives Geschäft mit Krebsimmuntherapien weiter ausbauen. Celgene selbst hatte sich erst im vergangenen Jahr mit dem Kauf des Krebsspezialisten Juno Therapeutics für neun Milliarden Dollar gestärkt. Die Pharmaindustrie befindet sich seit Jahren in einem Konzentrationsprozess. Da viele Patente auslaufen und die Kosten für Forschung und Entwicklung steigen, bündeln immer mehr Firmen ihre Kräfte. Im vergangenen Jahr hatte der japanische Arzneimittelhersteller Takeda den größten Zukauf in der Branche bekanntgegeben. Er übernimmt für 59 Milliarden Dollar den irischen Rivalen Shire. Siegfried Bialojan, Pharma-Experte des Beratungsunternehmens EY, schließt weitere Übernahmen im Jahresverlauf nicht aus. Bei neuen Therapien wie T-Zellen, Stammzellen oder Gentherapien unter Einsatz der Genschere Crispr Cas seien einige klassische Pharmakonzerne "noch nicht so gut aufgestellt", so Bialojan.

Für Bristol ist es die bislang größte Übernahme unter Führung von Vorstandschef Giovanni Caforio. Investoren hatten ihn zuletzt dazu gedrängt, das Portfolio zu verbreitern. Rund ein Viertel seines Umsatzes macht der Konzern aus New York mit dem Medikament Opdivo zur Behandlung von Haut- und Lungenkrebs. Damit ist Bristol allerdings nicht allein; es gibt Konkurrenzprodukte vom US-Konzern Merck und mittlerweile auch vom Schweizer Konzern Roche. Nach mehreren Rückschlägen in der Medikamentenentwicklung habe Bristol selbst als Übernahmeziel geholten, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg. Durch die Übernahme verschafft sich Caforio nun Luft. Von Celgene kommt eines der erfolgreichsten Mittel zur Behandlung von Blutkrebs. Die Therapie mit Revlimid koste mehr als 100 000 Dollar im Jahr. Allerdings hatte auch Celgene einige Rückschläge einstecken müssen. Investoren kritisierten, dass Celgene kein Nachfolgeprodukt in der Pipeline habe und Revlimid in den nächsten Jahren verstärkt Konkurrenz durch Nachahmerpräparate bekommen werde.

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