Pharmaindustrie:"Einmalige Gelegenheit"

FILE PHOTO: GlaxoSmithKline CEO, Emma Walmsley, arrives for a meeting in Downing Street in central London

Glaxo könne durch den Strategieschwenk Investitionen in seine Pharma-Forschung besser planen, sagt Konzernchefin Emma Walmsley.

(Foto: Toby Melville/Reuters)

Der Konzern Glaxo Smith Kline spaltet sich auf - und kooperiert mit Pfizer.

Der Pharmakonzern Glaxo Smith Kline spaltet sich auf und schmiedet mit dem US-Rivalen Pfizer ein milliardenschweres Bündnis bei rezeptfreien Gesundheitsprodukten. Zusammen stehen die beiden Geschäfte mit Marken wie Sensodyne, Voltaren und Fenistil von Glaxo sowie Centrum-Vitaminen und Baldriparan-Schlaftabletten von Pfizer für einen Umsatz von knapp 13 Milliarden Dollar. Glaxo will das geplante Gemeinschaftsunternehmen, an dem die Briten 68 Prozent und Pfizer 32 Prozent halten sollen, innerhalb von drei Jahren abspalten und an die Börse bringen. Der Mutterkonzern würde sich dann auf die Geschäfte mit verschreibungspflichtigen Medikamenten und Impfstoffe konzentrieren.

An der Börse kamen die Pläne gut an. Die Aktien von Glaxo stiegen nach Bekanntgabe in London um mehr als fünf Prozent. Glaxo-Chefin Emma Walmsley, die 2017 das Ruder übernommen hatte, würde den Pharmakonzern damit deutlich umformen. Einige Investoren hatten bereits eine Aufspaltung gefordert, das hatte Walmsley bislang aber zurückgewiesen und betont, der Vorstand stehe hinter der Struktur von Glaxo. Nun sagt sie: Der mit Pfizer angekündigte Deal sei eine "einmalige Gelegenheit".

Mit dem Zusammenlegen der beiden Geschäfte werde ein Marktführer bei rezeptfreien Gesundheitsprodukten mit großem Abstand zur Konkurrenz geschaffen. Glaxo könne dadurch zudem Investitionen in seine Pharma-Forschung besser planen. Walmsley sagte, der Deal habe einen "unvermeidlichen Einfluss" auf Arbeitsplätze, was wohl bedeutet: Jobs werden gestrichen. Zugleich würden auch Kosten in der Beschaffung und in der gesamten Lieferkette reduziert. All das freut zwar natürlich nicht die Beschäftigten - aber die Börsen.

Innerhalb von fünf Jahren nach Abschluss der Transaktion, die für das zweite Halbjahr 2019 erwartet wird, kann Glaxo alleine entscheiden, ob und wann das Gemeinschaftsunternehmen an die Börse gebracht wird. Danach hätte Pfizer ein Mitspracherecht. Glaxo hatte erst im Frühjahr das Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten weiter ausgebaut und für 13 Milliarden Dollar die Beteiligung der Schweizer Novartis an dem Bereich gekauft.

Die beiden Deals stehen beispielhaft für die Umbrüche in der Branche. Viele Pharmakonzerne trennen sich von dem Geschäft, zu dem zwar oft bekannte Marken gehören, es wirft aber niedrigere Renditen ab als hochspezialisierte, verschreibungspflichtige Arzneimittel. Dazu kommt hoher Preisdruck wegen der Konkurrenz durch Online-Händler und günstigere Marken. Der Leverkusener Bayer-Konzern leidet deshalb bereits seit längerem unter mauen Geschäften in dem Bereich. Die Merck-Gruppe hat seine entsprechende Sparte gerade für 3,4 Milliarden Euro an Procter & Gamble verkauft.

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