Pharmabranche:Pfizer unter Druck

Weltmarktführer

Sollte die Fusion zwischen Pfizer und Allergan klappen, entstünde der größte Arzneimittelhersteller der Welt.

Die Regierung in Washington verschärft die Gesetze. So soll eine Steuerflucht durch einen Deal mit dem in Irland ansässigen Unternehmen Allergan verhindert werden.

Von Helga Einecke, Frankfurt

Das Pharmaunternehmen Pfizer muss sich beeilen, wenn es bei der Übernahme des Konkurrenten Allergan mit Sitz in Irland zum Zuge kommen will. Die amerikanische Regierung verschärft gerade die Steuergesetze. US-Finanzminister Jacob Lew will die Übernahme kleiner ausländischer Firmen erschweren. US-Unternehmen könnten nach dem Kauf ihren Sitz dorthin verlegen und dann weniger Steuern zahlen.

"Es ist unsere Pflicht, das Steueraufkommen zu schützen", sagte Lew. Bereits vor einem Jahr hatte Washington erste Auflagen gegen Steuerflucht erlassen, ohne sie jedoch wirksam verhindern zu können. So verlagerte Burger King nach der Übernahme der Schnellrestaurantkette Tim Hortons den Sitz nach Kanada.

Pfizer sucht schon seit längerem lukrative Kaufobjekte, teils um das eigene Wachstum zu stärken, teils um Steuern zu sparen. 2014 scheiterte der Versuch, den britischen Konkurrenten Astra Zeneca zu übernehmen. Es wäre ein beachtlicher Deal mit einer Kaufsumme von mehr als 100 Milliarden Dollar gewesen. Bei Allergan geht es nun sogar in Richtung 150 Milliarden Dollar, eine neue Rekordsumme in der übernahmefreudigen Pharmabranche. Seit Ende Oktober sprechen die Manager beider Seiten miteinander, nun soll die Fusion kurz bevorstehen. Die Chefs beider Unternehmen hätten sich bereits auf die Postenverteilung geeinigt, sagten mit der Entwicklung vertraute Personen am Freitag gegenüber Reuters. Demnach soll Pfizer-Chef Ian Read, 63, den neuen Konzern führen, während Allergan-Boss Brent Saunders zunächst einen anderen hochrangigen Posten bekleiden soll. Aufmerksamkeit ist ihnen jedenfalls gewiss, stehen die Unternehmen für Medikamente, die alle Welt kennt. Pfizer vertreibt unter anderem das Potenzmittel Viagra, Allergan den Faltenglätter Botox. Beide Firmen sind auch schon in der Vergangenheit durch Übernahmen gewachsen.

Pfizer schluckte seit dem Jahr 2000 die Konkurrenten Warner-Lambert, Wyeth und Hospira. Dafür stieß man rezeptfreie Medikamente an Johnson & Johnson und die Babynahrung an Nestlé ab. Das Geschäft mit Tierarzneien wurde in die Firma Zoetis ausgegliedert. Der Jahresumsatz von Pfizer betrugt zuletzt 50 Milliarden Dollar, beschäftigt wurden 90 000 Mitarbeiter. Allergan hat die Verlagerung des Firmensitzes aus den USA nach Irland gerade hinter sich. Die früher in Kalifornien beheimatete Firma ging 2012 mit Actavis zusammen und benannte sich in Allergan um. Seine Nachahmer-Medikamente verkaufte der Konzern für 40 Milliarden Dollar an Teva.

Während die Geschäfte bei Allergan brummen - die Gewinne nehmen jährlich zweistellig zu - stagnierten die Umsätze bei Pfizer zuletzt. Das einst von Karl Pfizer aus Ludwigsburg gegründete Unternehmen hat zuletzt zu wenige Erfolg versprechende Medikamente selbst entwickelt und auf den Markt gebracht. Das aber ist nötig, um in der Pharmabranche mithalten zu können. Kleinere Expansionsschritte hat Pfizer schon unternommen. Zum Beispiel arbeitet das Unternehmen auf dem Gebiet der Krebsforschung mit Merck in Darmstadt zusammen. Bei dieser Allianz bringt Merck neue Wirkstoffe ein, während Pfizer deren Erprobung und Vermarktung finanziert.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: