Süddeutsche Zeitung

Pharmabranche:Novartis will Sandoz an die Börse bringen

Der Pharmakonzern möchte seine Generikasparte ausgliedern. Es wäre ein Börsengang, wie ihn die Schweiz lange nicht gesehen hat.

Der Schweizer Pharmakonzern Novartis will seine Generikatochter Sandoz in die Unabhängigkeit entlassen. Das Geschäft mit den Nachahmermedikamenten soll abgespalten und an die Schweizer Börse SIX gebracht werden, teilte das Unternehmen Novartis aus Basel mit. Auch in den USA soll Sandoz über sogenannte American Depositary Receipts gelistet werden. Seinen Firmensitz soll Sandoz in der Schweiz haben, Richard Saynor Chef bleiben.

Mit einem Börsenwert von 20 Milliarden Dollar oder mehr wäre Sandoz der größte Neuzugang an der Schweizer Börse seit Alcon: Das ebenfalls aus dem Novartis-Konzern abgespaltene schweizerisch-amerikanische Augenheilunternehmen brachte es bei seinem Debüt im Jahr 2019 auf 28 Milliarden Dollar Börsenwert.

Novartis treibt mit dem Schritt seine Ausrichtung auf das lukrative Geschäft mit patentgeschützten Medikamenten voran. Die Abspaltung von Sandoz sei im besten Interesse der Aktionäre, sagte Verwaltungsratspräsident Jörg Reinhardt. "Eine Ausgliederung würde es unseren Aktionärinnen und Aktionären ermöglichen, von den potenziellen künftigen Erfolgen einer stärker fokussierten Novartis und einer eigenständigen Sandoz zu profitieren."

Das letzte Wort scheint indes noch nicht gesprochen. Novartis würde ein sehr gutes Kaufangebot für Sandoz noch in Erwägung ziehen, sagte Konzernchef Vasant Narasimhan. "Ich kann nicht ausschließen, dass wir, wenn jemand mit einem sehr, sehr attraktiven Angebot käme, es in Betracht ziehen müssten." Das wahrscheinlichste Szenario sei allerdings der Börsengang.

Nachdem der Konzern Sandoz im vergangenen Oktober auf den Prüfstand gestellt hatte, hatten viele Analysten und Branchenexperten auf einen Verkauf des Geschäfts an einen Konkurrenten oder Finanzinvestoren gesetzt. Wegen der inzwischen verschlechterten Marktbedingungen und des Preisdrucks auf Unternehmen der Generika-Branche rückte eine Abspaltung mit anschließender Börsennotiz nun wieder in den Vordergrund. Die Finanzierung von Deals ist in den vergangenen Monaten merklich teurer geworden, weil Notenbanken weltweit zur Eindämmung der Inflation die Zinsen stark erhöhen. Novartis-Chef Narasimhan zufolge gab es Interessenten für Sandoz, ein verbindliches Angebot sei aber nicht eingegangen.

Der Ausgliederung von Sandoz müssen unter anderem noch die Novartis-Aktionäre zustimmen. Der Abschluss wird im zweiten Halbjahr 2023 erwartet.

Sandoz trug im vergangenen Jahr mit knapp zehn Milliarden Dollar Verkaufserlösen etwa ein Fünftel zum Novartis-Jahresumsatz bei, hinkt in puncto Rentabilität dem dominierenden Geschäft mit patentgeschützten Arzneien aber hinterher. Novartis stellt derzeit seine Hauptsparte - genannt Innovative Medicines - neu auf und richtet sie stärker auf den bedeutenden US-Markt aus.

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