Gesundheit - Darmstadt:Impfungen für zweite Gruppe: Ausweitung auf Lehrer gefordert

Corona
Eine Mitarbeiterin des Impfteams überprüft eine Spritze. Foto: Thomas Frey/dpa Pool/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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Wiesbaden (dpa/lhe) - Zum Start der Corona-Schutzimpfungen für die zweite Gruppe der Impfberechtigten an diesem Freitag (5. März) sorgt das vorgezogene Impfangebot für Grund- und Förderschullehrer sowie Kitabetreuer für Diskussionsstoff. Gewerkschaftsvertreter halten frühere Impfungen für die Pädagogen für überfällig und fordern zugleich eine rasche Ausweitung auf die Beschäftigten aller Bildungseinrichtungen. "Wer Kitas und Schulen öffnet und offenhalten will, muss für den Gesundheitsschutz der Beschäftigten sorgen", erklärte etwa die Co-Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Birgit Koch.

Nötig seien auch die Versorgung mit Schnelltests und ein Stufenplan, der sich an der Zahl der Neuinfektionen je 100 000 Einwohner innerhalb der vorangegangenen sieben Tage - der sogenannten Sieben-Tage-Inzidenz - ausrichte, so Koch. "Außerdem halten wir die anlassfreie Testung bei Beschäftigten und Kindern weiterhin für einen wichtigen Baustein, um die Pandemie im Griff zu behalten."

Die zweite Priorisierungsgruppe umfasst rund 1,5 Millionen Menschen in Hessen. Dazu gehören Senioren im Alter von 70 bis 79 Jahren sowie Menschen mit einem hohen Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf wie etwa Menschen mit Trisomie 21, mit Lungenkrankheiten sowie mit Demenz oder schweren psychischen Erkrankungen. Aufgrund ihres Berufs sind zudem Ärzte, zahlreiche Pflegeberufe sowie auch teilweise Polizisten impfberechtigt. Erst vergangene Woche waren nach einer entsprechenden Entscheidung des Bundesgesundheitsministeriums die Lehrkräfte an Grund- und Förderschulen sowie das Kitapersonal in diese Gruppe aufgenommen worden.

Eine Grundschullehrerin aus dem Main-Kinzig-Kreis, die ihren Namen nicht nennen wollte, zeigte sich erleichtert darüber, dass sie bald ihre Corona-Schutzimpfung erhalten soll. "Ich finde es wichtig und richtig, dass das jetzt passiert, dass wahrgenommen wird, dass auch wir auf unserer Arbeitsstelle Infektionsrisiken ausgesetzt sind", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Ihre Registrierung über das Portal habe problemlos und ohne Wartezeit funktioniert, nun warte sie auf ihren Termin, der hoffentlich noch vor den Osterferien sein werde.

Während des Lockdowns war die Pädagogin an zwei Tagen pro Woche in der Notbetreuung der Schule tätig und hat zudem eine zweite Klasse per Videokonferenzen, selbstgemachte Lernvideos sowie über Wochenpläne unterrichtet. Seit Montag vergangener Woche sind die Kinder im Wechselunterricht wieder in der Schule. Dabei würden alle Regeln wie die Maskenpflicht, Händehygiene und Abstand halten beachtet - gerade letzteres falle aber bei so jungen Kindern in der Grundschule schwer, sagte die Lehrerin. "Ich bin wirklich dankbar, dass wir jetzt geimpft werden, da ist es auch sekundär, mit welchem Impfstoff", sagt sie. Man tue damit etwas für andere und könne sich auch selbst sicherer fühlen. Auch die meisten ihrer Kollegen seien bereit, sich impfen zu lassen.

Nach Angaben eines Innenministeriumssprechers werden die Grundschullehrer und Erzieher in erster Linie mit dem Impfstoff von Astrazeneca geimpft, von dem Hessen zuletzt 112 800 Dosen in zwei Lieferungen erhalten hatte. Dieser darf nur bei Menschen im Alter von 18 bis 64 Jahren eingesetzt werden. Impfdosen von Biontech und Moderna sollten hingegen vornehmlich für ältere Menschen bereitgehalten werden, sagte der Sprecher.

Das Land Hessen will für Grundschullehrer und Mitarbeiter in der Kindertagesbetreuung Sammeltermine für die Corona-Schutzimpfung anbieten. Kommunen und Schulleiter sollen den Bedarf erfassen und an das Schulamt weiterleiten. Die Namen der Interessierten sollen dann vom jeweiligen Staatlichen Schulamt an das örtlich zuständige Impfzentrum weitergeleitet werden, das die Sammel-Impftermine organisiert. Die impfberechtigten Lehrer und Erzieher können sich aber auch individuell telefonisch oder online für Impftermine anmelden. Parallele Anmeldungen über das Schulamt und über das Portal sollen laut Innenministerium vermieden werden.

Zum Vorziehen der Grund- und Förderschullehrer sowie der Erzieher erklärte der Ministeriumssprecher, dies sei inhaltlich-sachlich begründbar, da das Abstandhalten hier besonders schwierig sei und in den Kitas keine Maskenpflicht gelte. Grundsätzlich halte sich Hessen an die Corona-Impfverordnung, die bundesweit gelte.

Eine positive Bilanz zog der Sprecher für die Alten- und Pflegeheime, in denen mittlerweile 83 Prozent der Bewohner mindestens ihre erste Impfung gegen Covid-19 erhalten hätten. Menschen über 80 Jahre hatten zudem die Möglichkeit bekommen, bereits für April gebuchte Impftermine auf den März vorzuziehen, weil zwischenzeitlich mehr Impfstoff in Hessen angekommen war.

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) haben 299 290 Menschen in Hessen inzwischen eine Erstimpfung bekommen (Stand einschließlich 1. März). Knapp 140 000 sind bereits zum zweiten Mal geimpft worden. Der überwiegende Teil der Impfungen erfolgte mit dem Impfstoff von Biontech, daneben wurden auch Präparate von Astrazeneca und Moderna gespritzt. Bei der Erstimpfung beträgt die Quote nach Angaben des RKI in Hessen 4,8 Prozent. Deutschlandweit liegt sie bei 5,1 Prozent.

© dpa-infocom, dpa:210301-99-640375/6

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