Pfleiderer: Aktionäre fliehen aus Aktie:Rette sich wer kann

Es ist der größte Sanierungsfall seit Karstadt: Der Spanplattenhersteller Pfleiderer ist nur noch durch das Geld von Hedgefonds zu retten. Die bisherigen Aktionäre verkaufen ihre Aktien zum Ramschpreis.

Schnell weg, bevor alles verloren ist: Eine sich abzeichnende Machtübernahme durch Hedgefonds hat die Anleger in großem Stil zum Verkauf ihrer Pfleiderer-Aktien bewogen.

Hauptversammlung Pfleiderer AG

Spanplatten-Produktion bei Pfleiderer in Neumarkt in der Oberpfalz. Der Möbel- und Bauzulieferer Pfleiderer lädt für diese Woche zu einer Hauptversammlung. Was die bisherigen Aktionäre dort zu hören bekommen werden, dürfte sie kaum erfreuen.

(Foto: dpa)

Die Anteilsscheine des schwer angeschlagenen Holzverarbeiters brachen um 30 Prozent auf 1,14 Euro ein und waren damit mit Abstand größter Verlierer am deutschen Aktienmarkt.

An der Börse setzt sich die Gewissheit durch, dass die Aktionäre bei der Sanierung den Kürzeren ziehen werden. Verhandlungskreisen zufolge werden die Gläubiger über einen geplanten Kapitalschnitt die Mehrheit übernehmen, den jetzigen Eigentümern um den Finanzinvestor OEP bleibt dann nur noch eine kleine Minderheitsbeteiligung.

Pfleiderer ist der größte Sanierungsfall in Deutschland seit Arcandor. "Wir bezweifeln, dass die Bedingungen der finanziellen Restrukturierung der Gruppe für die gegenwärtigen Anteilseigner günstig sein werden", urteilte Equinet-Analyst Ingbert Faust in einer Kurzstudie. Die Verschuldung sei so massiv, dass ein radikaler Kapitalschnitt nötig sei.

Die Experten der DZ Bank halten es angesichts der bevorstehenden Maßnahmen nun für wahrscheinlich, dass der bayerische Konzern überleben werde. Die bisherigen Eigner verlören allerdings ihren Einfluss, heißt es in einer Studie der Bank.

Bis zum 9. Mai müssen alle Details stehen

Am Freitagabend hatte das Pfleiderer-Management erstmals offiziell eingeräumt, dass die Aktionäre bei der Sanierung fast leer ausgehen dürften. Stattdessen gehört das Unternehmen wohl künftig vorrangig Hedgefonds, die ihre Kredite in Aktien tauschen. Dafür bekommt Pfleiderer eine dringend benötigte Kapitalspritze von 100 Millionen Euro.

Durch hohe Verluste ist ein Großteil des Eigenkapitals aufgebraucht worden. Über die genaue Eigentümerstruktur wird noch verhandelt. Eine Einigung muss bis zum 9. Mai stehen. So lange halten die Kreditgeber noch still. Banken und Hedgefonds verzichten auf einen Teil des Schulden, die Pfleiderer plagen.

Unter anderem ist das Unternehmen durch Zukäufe, die sich spätestens in der Wirtschaftskrise als zu teuer entpuppten, in eine Schieflage geraten. Die Sanierungspläne sehen offenbar vor, dass die Hedgefonds künftig rund 60 Prozent an Pfleiderer halten. Die Banken bekämen für den Verzicht auf 40 Prozent der vorrangigen Kredite gut 30 Prozent der Aktien, die Mezzanine-Kapitalgeber etwa fünf Prozent.

Für Institute, die kein Eigenkapital übernehmen wollen oder können, ist eine Optionsanleihe geplant. Diese erlaubt ihnen, von späteren Gewinnen zu profitieren. Über die Sanierung muss Pfleiderer die Eigentümer diese Woche auf einer Hauptversammlung informieren.

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