Peugeot:Mal was Neues

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Peugeot-Chef Carlos Tavares möchte sein Unternehmen vom Autohersteller zum "Mobilitätsanbieter" machen - zum Beispiel mit Carsharing.

(Foto: Eric Piermont/AFP)

Nach geglückter Sanierung präsentiert der französische Autohersteller einen Plan für die Zukunft und kopiert dabei auch bekannte Konzepte.

Von Leo Klimm, Paris

Carlos Tavares will das Rad nicht neu erfinden - aber sein Unternehmen schon, ein bisschen wenigstens. Nachdem er die Sanierung von Peugeot im Anschluss an die Beinahe-Pleite vor zwei Jahren beendet hat, präsentierte der Konzernchef am Dienstag einen Plan, mit dem Europas zweitgrößter Autohersteller wieder wachsen soll. Zu diesem Zweck erklärt Tavares das Unternehmen zum "Mobilitätsanbieter", der nicht einfach nur Autos verkauft, sondern etwa auch Carsharing ermöglicht. Ein Konzept, das von Herstellern wie Daimler seit Jahren vorexerziert wird, von Peugeot aber bisher vernachlässigt wurde. "Wir sind bereit für den Paradigmenwechsel", sagt Tavares, der den offiziellen Konzernnamen bei der Gelegenheit auch leicht abändert: Er lautet jetzt "Groupe PSA".

Ungeachtet der schönen Worte von der Neuerfindung bleibt aber natürlich der Bau und Verkauf von Autos - wie bei der deutschen Konkurrenz - auf absehbare Zeit das Kerngeschäft. Die wichtigste Erneuerung betrifft daher die Modellpalette: 34 Fahrzeugmodelle der Marken Peugeot, Citroën und DS will Tavares in den kommenden fünf Jahren auf den Markt bringen. Davon werden, auch das ein Zeichen der Zeit, immerhin elf mit Elektro- oder Hybridmotor fahren. Zugleich sollen Nebenaktivitäten wie Leasing oder der Vertrieb von Ersatzteilen über das Internetportal Mister Auto stark zulegen. Etwa 100 Millionen Euro stellt PSA für Investitionen in Start-ups und die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle bereit. Noch 2014, als Peugeot mit französischem Staatsgeld gerettet wurde, wäre das unmöglich gewesen.

Auch geografisch wagt Tavares eine Geschäftserweiterung. Die Probleme von Peugeot waren der hohen Abhängigkeit vom europäischen Markt geschuldet. Am Dienstag weigerte sich Tavares, neue Bestandsgarantien für die Stammwerke in Frankreich auszusprechen - und gab zugleich Verhandlungen mit einem Partner in Indien bekannt. Ein weiteres Werk soll bis 2018 in Südostasien bis 2018 entstehen. Fortgeschrittene Pläne gibt es für Fabriken in Marokko und in Iran, einst ein wichtiger Peugeot-Markt. Selbst in die USA, von wo sich die Franzosen in den Achtzigern zurückgezogen hatten, wollen sie "sehr allmählich" zurückkehren. Dabei geht es zunächst nur um Carsharing-Angebote, die wohl zusammen mit dem Milliardär Vincent Bolloré betrieben werden. Bolloré ist schon mit E-Autos zur Kurzzeitmiete in den USA vertreten. Für Peugeot hat das Konstrukt den Vorteil, Investitionsrisiken im US-Markt gering zu halten, einem Markt, der für Europas Massenhersteller traditionell hart ist.

Die Summe der Veränderungen soll bewirken, dass der PSA-Umsatz bis 2018 um zehn Prozent und in den drei folgenden Jahren um 15 Prozent wächst. Die Gewinnmarge der Autosparte soll vier Prozent betragen. Klingt ehrgeizig, ist aber tatsächlich weniger als 2015, als die Geschäfte schon wieder gut liefen. An der Börse wurde die Prognose daher mit einem Abschlag auf PSA-Aktien um sechs Prozent quittiert.

Tavares kam nicht umhin, auch zur Verdoppelung seiner Bezüge auf 5,24 Millionen Euro Stellung zu nehmen: ein Gehaltsplus, das vergangene Woche in Frankreich viel Ärger brachte. Tavares verteidigte sich nun, er verdiene immer noch "höchstens die Hälfte" anderer Auto-Bosse. "Für die Chefs großer Industriekonzerne gibt es eben einen Markt", sagt Tavares lapidar. "Genau wie für Fußballspieler oder Formel-1-Piloten."

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