Peugeot kauft Opel:Peugeot und Opel: Jetzt müssen die Mitarbeiter zusammen kämpfen

Für Opel kann der Verkauf an den französischen Autobauer auch eine Chance sein. Entscheidend ist, wie die Arbeitnehmervertreter nun handeln.

Kommentar von Max Hägler

Was soll das, fragten sich Automobilexperten in den vergangenen drei Wochen: Der französische PSA-Konzern (mit den Marken Peugeot und Citroën) will Opel kaufen? Das erschien doch eher unsinnig. Schließlich verkaufen beide ähnliche Produkte auf demselben Markt, kleine Autos und Mittelklasse-Wagen in Europa. Da ergänzt sich nichts, das macht sich doch nur selbst Konkurrenz, dachte man sich. Nun, mit der ersten offiziellen Mitteilung zum Kauf, zeigt sich, was PSA-Chef Carlos Tavares im Blick hat: Stückzahlen. Man werde der zweitgrößte Autohersteller auf dem Kontinent, mit 17 Prozent Marktanteil, teilte er mit. Größer ist nur Volkswagen. Stolz redet Tavares von einem "europäischen Champion" mit "starken Marken".

Die Größe, die Tavares mit der Übernahme erreichen will, wird vor allem für die Arbeitnehmer zur großen Herausforderung. Ganz genau hat der PSA-Chef aufgezeigt, worum es ihm geht: Die neue Größe soll, vereinfacht gesprochen, die Kosten pro Auto drücken - und zwar erheblich. "Die Transaktion wird substanzielle Skaleneffekte und Synergien in den Bereichen Einkauf, Fertigung und Forschung und Entwicklung ermöglichen", heißt es bei PSA. Konkret will der Konzern bis 2026 Einspareffekte von 1,7 Milliarden Euro pro Jahr erzielen - ein wesentlicher Teil davon soll schon bis 2020 erreicht werden. Statt Verlusten wie in den vergangenen 17 Jahren erwartete er von Opel und der britischen Schwester Vauxhall eine Marge von zwei Prozent, die danach bitte weiter steigen soll.

Dieses Ziel ist völlig vernünftig. Opel war beinahe zur Liebhaberei verkommen, schrieb durchgehend Verluste. Ein Unternehmen soll und muss aber nun mal Gewinn machen. Mit GM als Mutter klappte das fortgesetzt nicht. Und wer weiß, vielleicht hätten die Amerikaner irgendwann einfach entnervt zugesperrt. Der Verkauf ist für Opel also erst mal nicht schlecht: Neue Umstände bringen vielleicht frische Kraft und neue Ideen.

Wenn Gewinne erzielt werden sollen, wird es allerdings zwangsläufig zu Einschnitten kommen. Synergien und Skaleneffekte, das bedeutet zu Deutsch: Es wird gespart. Aus zwei Abteilungen wird eine. Aus zehn Fabriken vielleicht acht. Und beim Blinker rechts hinten drückt PSA den Einkaufspreis beim Lieferanten um ein paar Prozent, weil nun eine Million mehr Teile abgenommen werden.

Noch gilt Schonzeit, zumindest was die Jobs in Deutschland anbelangt. Man respektiere die von GM eingegangen Verpflichtungen, erklärt Tavares. Damit sind vor allem die Jobgarantien gemeint. Die meisten davon laufen allerdings schon Ende 2018 aus. Die ganz genauen Sparpläne werden wohl erst nach den Wahlen in Frankreich und Deutschland bekannt werden, die Politik in beiden Ländern hat kein Interesse an großen Diskussionen vor den Abstimmungen.

Danach dürfte es allerdings schnell gehen. Und etwas Wichtiges wird sich dann ebenfalls schnell herausstellen: ob auch die Arbeitnehmervertreter europäisch denken. Sie müssen für den sinnvollsten und sozialverträglichsten Weg kämpfen - nicht allein aus nationaler Perspektive. Das hat bei Opel schon nicht geklappt, als vor Jahren Einschnitte kamen und sich trotz gegenteiliger Zusicherungen die Standorte untereinander bekämpften - und dann das große Werk in Bochum dichtmachte. Sollte es diesmal ohne solche Verwerfungen klappen, dann, nur dann könnten Arbeiter und Manager bei Citroën, Opel, Peugeot und Vauxhall ernsthaft sagen: Wir sind ein europäischer Champion.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: