Drohnen:Peter Thiel investiert in Quantum Systems aus Gilching

Drohnen: Von Gilching in die Ukraine: Das Verteidigungsministerium in Kiew hat die Drohnen von Quantum Systems ausgewählt, um damit russische Stellungen auszuspähen.

Von Gilching in die Ukraine: Das Verteidigungsministerium in Kiew hat die Drohnen von Quantum Systems ausgewählt, um damit russische Stellungen auszuspähen.

(Foto: Quantum-Systems GmbH/AP)

Der Investor, Milliardär und Trump-Fan steckt Millionen in ein Start-up aus dem Münchner Süden, das Drohnen an die Ukraine liefert. Warum die Firma auf einmal so interessant geworden ist.

Von Thomas Fromm

Mit Überwachungsdrohnen kann man sehr unterschiedliche, interessante Dinge anstellen. Man kann sie, zum Beispiel, über die abgelegensten Winkel Afrikas schicken, um dort mal nachzusehen, wie sich vom Aussterben bedrohte Nashorn-Populationen entwickeln. Man kann sie über die großen Regenwälder des Amazonas kreisen lassen, um zu kontrollieren, wie es den Bäumen geht. Es lassen sich Impfstoffe transportieren, das Wetter beobachten, Minen kontrollieren. Man kann diese Drohnen aber auch für den militärischen Einsatz nutzen und an die Ukraine liefern, damit die dortige Armee russische Stellungen ausspähen kann.

Hier die seltenen Spezies, Hilfseinsätze bei schweren Naturkatastrophen und die Verhinderung des Raubbaus in brasilianischen Wäldern. Und da der Einsatz im Krieg. Wenn Drohnen sowohl für zivile als auch militärische Zwecke hergestellt werden, nennt man das "Dual-Use" - zweifache Verwendung. Solche "Dual-Use"-Geräte sind die senkrechtstartenden Drohnen des Herstellers Quantum Systems aus dem oberbayerischen Gilching bei München. Man kann sie so oder so einsetzen.

Seit das Unternehmen im Frühjahr seine ersten 20 Überwachungsdrohnen an die Ukraine geliefert hat, ist aber nicht mehr so häufig von Tieren und Bäumen die Rede. Von den insgesamt an die 2000 Drohnen, die Quantum Systems in den vergangenen Jahren insgesamt verkauft hat. Es ist Krieg, Rüstungsgüter aller Art sind die eigentliche Währung, gefragt wie lange nicht mehr, und da sind die 42 Drohnen für das ukrainische Militär natürlich interessanter als Wälder und Kobalt-Minen.

Ex-Bundeswehrsoldat Florian Seibel, der das Unternehmen 2015 gegründet hat, ist mit dem neuesten Image als Hersteller eines Rüstungsgutes nicht sehr glücklich. Landwirtschaft und Tiere, klar. Und die Drohnen könnten auch "Blutkonserven in Afrika transportieren" und "zum Beispiel dem WWF bei seinen Projekten" helfen, sagt er der SZ. Dass man jetzt vor "allem auf den Krieg in der Ukraine reduziert" werde, findet er "nicht ganz glücklich". Die Frage ist nur: Würde einer wie der deutsch-amerikanische Investor und Milliardär Peter Thiel jetzt wirklich in Gilching einsteigen, wenn es nur um den Lebensraum von Tieren in Namibia gehen würde? Oder darum, den Regenwald zu retten?

Drohnen: Der Milliardär Peter Thiel, 55, hat Paypal gegründet, war der erste Großinvestor bei Facebook und fand 2016, dass der Republikaner Donald Trump der richtige Präsident ist.

Der Milliardär Peter Thiel, 55, hat Paypal gegründet, war der erste Großinvestor bei Facebook und fand 2016, dass der Republikaner Donald Trump der richtige Präsident ist.

(Foto: Carolyn Kaster/dpa)

Der Multi-Milliardär Thiel, 55, hatte vor über 20 Jahren den Online-Bezahldienst Paypal gegründet, war einer der ersten großen Investoren bei Facebook und verdient viel Geld mit seinem umstrittenen Datenanalyse-und Software-Unternehmen Palantir. Jetzt steigt er zusammen mit dem Berliner Wagniskapitalgeber Project A mit 17,5 Millionen Dollar bei dem Drohnen-Start-up ein. Zufall? Der Einsatz "unserer Drohnen in der Ukraine" habe "sicherlich auch dazu beigetragen, neue Investoren zu finden", sagt Seibel. "Aber es ist jetzt sicherlich nicht der ausschlaggebende Grund für Herrn Thiel gewesen, bei uns einzusteigen. Er denkt langfristig, sehr groß und weit über den Krieg hinaus."

Thiels Team sei bereits im Mai in Europa unterwegs gewesen - auf der Suche nach neuen, interessanten Investments. Dabei traf er auch auf Seibel und sein oberbayerisches Drohnen-Unternehmen. Wenn einer wie Thiel seine Leute vorbeischickt und dann später sein Geld aus dem Silicon Valley mitbringt, dann ist das für das betroffene Unternehmen durchaus eine interessante Sache. Seibel spricht daher von einem "Türöffner", der die Firma "auch für andere Investments attraktiv" mache und "hoffentlich auch ein Zeichen" an europäische Investoren sende.

Wie es war mit Thiel? "Ich habe im Vorfeld einige Gespräche mit Thiel geführt", sagt der Quantum-Gründer. "Ich habe ihn als sehr reflektiert erlebt und er stellte die richtigen Fragen." Nun ist Thiel aber nicht nur ein Investor mit dem richtigen Gespür für Geld, Software und gesellschaftliche Trends, ein Experte auch für Sicherheits- und Verteidigungstechnologien. Einer, der es sicherlich interessant findet, wenn Quantum Systems nun auch Dockingstationen entwickelt, die es möglich machen, unbemannte Luftfahrzeuge ohne menschliche Bediener in der Luft einzusetzen. Er hat auch politisch sehr genaue Vorstellungen - und das ist vielleicht das Problem.

Millionen an Wahlkampfhilfen für den früheren US-Präsidenten Donald Trump, Beratertätigkeiten im Umfeld des Präsidenten- das ist mehr als nur politische Nähe. Thiel gehörte zumindest zeitweise zum sehr engen inner circle Trumps. Auf dem Nominierungsparteitag der Republikaner im Sommer 2016 setzte sich Thiel lautstark für den Milliardärskollegen ein. "Donald Trump wolle Amerika nicht wieder groß machen, indem er das Land zurück in die Vergangenheit bringe, sagt er. "Er tritt an, um uns in eine strahlende Zukunft zu führen."

Die Frage, darüber hinaus: Wofür tritt Thiel an? "I no longer believe that freedom and democracy are compatible", schrieb er schon vor Jahren. Wenn es so ist, dass Freiheit und Demokratie nicht mehr zusammenpassen, dann lautet die nächste Frage natürlich: Lieber Freiheit, oder Demokratie? Oder am besten: beides? Welches Verhältnis hat der in Frankfurt am Main geborene Investor zum Staat, wie stellt er sich die Gesellschaft der Zukunft vor, wenn in der Welt eines größtmöglichen Libertarismus Freiheit zum Maß aller Dinge wird? Wer regiert dann wirklich - die Reichen? Tech-Konzerne? Der österreichische Ex-Kanzler Sebastian Kurz hält Thiel für einen "der intellektuellsten Menschen, die ich kenne, mit einer unglaublichen Analysefähigkeit". Jemand, der "gerne polarisiert und sehr spitze Meinungen einnimmt".

So ähnlich klingt das auch beim Quantum-Gründer. "Wir wissen auch, dass Peter Thiel nicht nur eine prominente, sondern auch streitbare Figur ist", sagt Seibel. Allerdings sei er selbst lange Zeit in den USA gewesen und wisse, dass man "die Politik aus solchen Gesprächen am besten rauslässt". Er habe Interesse an Herrn Thiel als "Weltklasse-Investor", sagt er. "Es ist deshalb nicht meine Aufgabe, mit ihm über Trump zu reden."

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