Die Zahl der in Deutschland zugelassenen Pestizide hat in den vergangenen zehn Jahren deutlich zugenommen. 2018 waren mit 872 Produkten 40 Prozent mehr Pflanzenschutzmittel registriert als 2008. Das geht aus einer kleinen Anfrage der Grünen im Bundestag hervor, die der Süddeutsche Zeitung vorliegt. "Diese Entwicklung ist mit Blick auf die Gesundheit der Menschen, besonders mit Blick auf Kinder, alarmierend", kritisiert Renate Künast, Bundestagsabgeordnete der Grünen. Die Statistik wird seit 1993 geführt. Damals lag die Zahl ähnlich hoch wie heute. Der Höchststand wurde 1999 (1140 Pestizide) erreicht, der niedrigste 2008 (623).
Die Zulassung von Pestiziden ist nicht erst seit der Diskussion um Glyphosat ein heikles Thema. Verbraucher verlassen sich darauf, dass Lebensmittel sicher sind. Insgesamt wurden 2017 mehr als 20 000 Lebensmittelproben auf Rückstände von gut 1000 Stoffen untersucht. Doch Stichproben zeigen immer wieder, dass sich in vielen Nahrungsmitteln ein ganzer Pestizid-Cocktail nachweisen lässt.
Die erlaubten Höchstmengen für Pestizidrückstände werden nicht überschritten
Der Bundesregierung zufolge wurden 2017 in mehr als der Hälfte der Apfelproben drei oder mehr verschiedene Rückstände gefunden. Besonders fielen in diesem Jahr Proben von Blattsalaten und lachsähnlichen Fischen auf, in den Experten der Lebensmittelbehörden 19 verschiedene Pestizide feststellten. Noch stärker waren 2015 Tafelweintrauben mit 20 Mitteln belastet. Einen Spitzenwert mit 27 Rückständen erzielte 2012 analysiertes Paprikapulver. In der Regel werden dabei jedoch die jeweils erlaubten Höchstmengen für Pestizidrückstände nicht überschritten. Wie sich das jedoch auf die Gesundheit auswirken kann, wird nach Ansicht der Grünen-Politikerin zu wenig untersucht: "Die Bundesregierung unternimmt bisher nichts Relevantes, um die Bevölkerung vor Pestiziden in Lebensmitteln zu schützen."
Mitunter entdecken Kontrolleure auch bedenkliche Stoffe wie das Insektizid DDT, das in Deutschland im Pflanzenschutz schon lange nicht mehr angewendet werden darf. Warum Spuren davon noch auftauchen können, erklärt die Bundesregierung damit, "dass Altlasten immer noch zu nachweisbaren Rückständen in Lebensmitteln führen". Gemeint ist damit, dass sich Giftstoffe im Boden anreichern können und so noch lange nach ihrem Verbot nachweisbar bleiben.