Pestizide:Klage auf Herausgabe von Glyphosat-Studien

Die Risiken von Glyphosat sind umstritten. Wissenschaftler sind sich nicht einig. Prüfen lässt sich das von außen schwer, denn viele Studien sind öffentlich nicht zugänglich. Die Grünen wollen das mit einer Klage ändern.

Von Silvia Liebrich, München

Der Streit um die Risiken des Unkrautvernichters Glyphosat wird erneut vor den Europäischen Gerichtshof (EuGH) getragen. Eine Gruppe von Grünen-Abgeordneten im EU-Parlament hat nach eigenen Angaben Klage eingereicht. Die europäische Lebensmittelaufsicht Efsa soll damit gezwungen werden, alle Studien und Daten herauszugeben, die zur Bewertung des Pestizids herangezogen wurden. Bisher haben Parlamentarier nur Zugang zu einem Teil der Studien bekommen. Viele Angaben, etwa über Methodik, Versuchsbedingungen, Ergebnisse und Schlussfolgerungen, seien zuvor entfernt worden, moniert der belgische Abgeordnete Bart Staes, einer der Kläger. Die Behörden begründen dies damit, dass solche Angaben als Geschäftsgeheimnisse der Hersteller gelten - und das, obwohl die Patente für Glyphosat längst ausgelaufen sind. Die meisten Studien stammen vom Erfinder des Pestizids, dem US-Konzern Monsanto, der nun von Bayer übernommen wird.

"Wir sind beunruhigt über die unterschiedlichen Einschätzungen von Glyphosat", meint Staes. Während die Krebsforscher der WHO den Wirkstoff als "wahrscheinlich krebserregend" für Menschen einstufen, sehen EU-Behörden diese Gefahr nicht. Es steht der ungeklärte Vorwurf im Raum, dass die Prüfer Hinweise auf Krebsrisiken in Studien übersehen haben könnten, was diese aber zurückweisen. Umweltschutzorganisationen haben bereits 2016 vor dem EuGH umfassenden Zugang zu Glyphosat-Studien erstritten. Allerdings ließ das Gericht Ausnahmen zu, offenbar bei den Studien, die für die Einschätzung von Krebsrisiken wichtig sind.

© SZ vom 02.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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