Perspektive:Passgenaue Geldgeber

Maschinenbau

Gerade in Niedrigzinszeiten sind Mittelständler wie etwa im Maschinenbau ein interessantes Investitionsobjekt.

(Foto: Felix Kästle/dpa)

Immer mehr Family Offices entdecken den Mittelstand. Dies hilft auch Betrieben, die von anderen Investoren kaum eine Finanzierung bekommen.

Von Christiane Kaiser-Neubauer

Die großen Vermögensverwalter namens Family Offices haben mit dem Mittelstand ein neues Investitionsobjekt ins Visier genommen. Sie bieten auch Unternehmen Zugang zu Beteiligungskapital, die bislang wenig Chancen auf eine Finanzierung hatten und machen damit institutionellen Investoren zunehmend Konkurrenz.

"Family Offices können leicht Kapital nachschießen"

Der Fokus von Family Offices ist meist breiter und langfristiger als von klassischen Investoren. "Wir suchen Unternehmen mit klaren Alleinstellungsmerkmalen am nationalen und internationalen Markt, bewährtem Managementteam und einer Ebitda-Marge größer als zehn Prozent", sagt Geschäftsführer Torsten Krumm von der Harald-Quandt-Direktbeteiligungsgesellschaft Equita. Das Kapital von Equita stammt zur Hälfte von institutionellen Anlegern. Im Investorenkreis sind darüber hinaus zahlreiche Family Offices vertreten, die Geld anderer Unternehmerfamilien verwalten. Und dieses nun im Mittelstand investieren wollen. "In diesen Zeiten der Niedrigzinsen, hohen Immobilienpreise und hohen Aktienkurse investieren Family Offices verstärkt in die Realwirtschaft", sagt Michael Grote, Professor an der Frankfurt School of Finance & Management. Das neue Phänomen sei, dass sie dies über Direktbeteiligungen an Unternehmen tun. "Hier sind die Preise nicht ganz so stark gestiegen wie an den Aktienmärkten", erklärt Grote.

Single Family Offices verwalten im Gegensatz zu Multi Family Offices ausschließlich das Kapital eines Eigentümers oder einer Familie. Beteiligungsverträge schließen sie immer häufiger direkt mit den Betrieben ab. "Die Eigentümer von Family Offices bringen oftmals aus ihrer eigenen Geschäftstätigkeit viel Erfahrung und Branchenkenntnisse mit. Sie fragen sich verstärkt, wozu sie für Unternehmensbeteiligungen die Dienste einer Private-Equity-Gesellschaft benötigen", sagt Franziska Meyer zu Starten, Senior Managerin bei KPMG.

Voraussetzung für solche Alleingänge ist jedoch ein Vermögensvolumen, das mehrere Beteiligungen zulässt, sowie die Infrastruktur für Auswahl und Steuerung der Investments. Die Verwalter sehr großer Vermögen setzen inzwischen eigene fondsähnliche Vehikel auf, die auch ausgesuchten Dritten offenstehen. Das Interesse der Kapitalgeber, die nach risikoarmen Investitionsobjekten für den Vermögenserhalt suchen, kommt vielen Unternehmen gelegen. Ein Partner, der selbst Unternehmenserfahrung hat und ähnliche Werte teilt, ist berechenbar und wird den berüchtigten Heuschrecken gerne vorgezogen. "Family Offices gehen eher als Private-Equity-Investoren auf eine niedrigere Rendite ein. Die Mehrzahl strebt langfristige Investments an und plant zum Beteiligungsstart noch keine Exit-Strategie. Es geht ihnen eher darum, gemeinsam mit dem Unternehmen zu wachsen", sagt Meyer zu Starten. Diese höhere Flexibilität in Verbindung mit der Bereitschaft zu Minderheitsbeteiligung macht Family Offices besonders für inhabergeführte Familienbetriebe interessant, die externen Investoren bislang kritisch gegenüberstanden.

Darüber hinaus bieten die Privatinvestoren bestimmten Unternehmensgruppen erstmals Zugang zu Eigenkapital. Wer für große Private-Equity-Fonds uninteressant ist, kann Family Offices durchaus als Kapitalgeber gewinnen. "Family Offices investieren auch in Betriebe mit instabilem Geschäftsgang, die mangels großer Gewinne keine hohe Schuldenlast tragen können. Kommt es zur Krise, können Family Offices leicht Kapital nachschießen", sagt Grote.

Der Eigenkapitalzufluss durch Anteilsverkauf finanziert nicht nur Wachstum oder Investitionen, sondern wirkt sich über die verbesserte Bilanz für Betriebe wiederum positiv auf die Verhandlungsposition bei der Hausbank aus. "Viele mittelständische Unternehmen haben keinen direkten Zugang zum Kapitalmarkt. Häufig ist ihr Zahlenwerk nicht transparent genug, manchmal fehlt ihnen auch schlicht qualifiziertes Personal. Neben den Banken sind Family Offices oft ihre einzige Alternative zur Finanzierung von Investitionen", sagt Equita-Geschäftsführer Krumm.

Für kleine Firmen kann zusätzlich das Wissen und Netzwerk des Mitgesellschafters nützlich sein. Angst vor zu viel Einflussnahme der ehemaligen Unternehmer sehen Experten bei klaren Mehrheitsverhältnissen nicht gerechtfertigt. "Family Offices wollen in der Regel seltener operativ mitreden. Sie geben ihren strategischen Input in den Beiräten und Aufsichtsgremien und sehen sich eher als Coach oder Mentor", sagt Meyer zu Starten. Von Betrieben mit Kapitalbedarf und interessanten Investments erfahren Family Office häufig über ihre persönlichen Netzwerke.

Die Chemie und die Ziele sollten zwischen den Partnern übereinstimmen

Für Außenstehende ist die diskrete Branche häufig noch schwer zugänglich. "Da Family Offices die Öffentlichkeit scheuen, werden sie von den Unternehmern nicht als Finanzierungspartner wahrgenommen. Eine Kontaktaufnahme kann über spezialisierte Transaktionsberater, aber auch über die jeweilige Hausbank stattfinden", sagt Grote.

Aufgrund des langfristigen Anlagehorizonts sind Family Offices auch eine gute Perspektive zur Nachfolgeregelung im Mittelstand. Für viele Unternehmer kommt ein Verkauf an einen klassischen Finanzinvestor nicht infrage. Family Offices verzichten meist auf die Teilnahme an Auktionsverfahren, was den direkten Vergleich mit anderen Kaufinteressenten erschwert.

Kommt es zum Verhandlungsprozess, ist Geduld gefragt. Die potenziellen Partner sollten im Fall einer langfristigen Zusammenarbeit oder Betriebsübergabe vorab genau prüfen, ob die Chemie und ihre Ziele übereinstimmen. "Mittelständische Unternehmer wollen keinen klassischen Verkaufsprozess, sondern suchen in Ruhe nach einem vertrauensvollen Partner, dem sie ihr Lebenswerk übergeben können", sagt Krumm. Zum Erfahrungsaustausch bringe er etwa potenzielle Kunden häufig in Kontakt mit Unternehmerfamilien, die bereits an Equita verkauft haben.

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