Personalien:Nur einer kandidiert

Achim Berg, 53, ist neuer Präsident des Digitalverbands Bitkom. Er war der einzige Kandidat. Diese und weitere Personalien.

Ohne Konkurrenz

Achim BERG Mitglied des Vorstands von Bertelsmann Vorstandsvorsitzender der Arvato AG Bertelsmann
(Foto: Sven Simon/imago)

Achim Berg, 53, bekennender Rheinländer, ist neuer Präsident des Digitalverbands Bitkom. Er wurde am Dienstag einstimmig gewählt, Berg war allerdings auch der einzige Kandidat. Bei der anschließenden festlichen Abendveranstaltung im Berliner Museum Hamburger Bahnhof war er dann sehr gefragt. "Alle wollten mit ihm reden", sagte ein Teilnehmer. Bitkom wurde 1999 gegründet und ist eine Lobbyorganisation, in der etwa 2500 Unternehmen der digitalen Wirtschaft, darunter 1000 Mittelständler, 400 Start-ups, aber auch große Konzerne wie Telekom, SAP, Telefónica sowie die großen internationalen Unternehmen organisiert sind. Der Verband will öffentlichkeitswirksam Akzente setzten, etwa in der Netzpolitik, bei der Digitalisierung oder in der Bildungspolitik.

In den kommenden Wochen will sich Berg erst mal in den neuen Job einarbeiten. Er war aber bereits Bitkom-Vize-Präsident, von 2007 bis 2010 und dann wieder von 2013 an. Ungewöhnlich: Berg ist momentan nicht in führender Position bei einer der Mitgliedsfirmen tätig, sondern Partner beim Finanzinvestor General Atlantic. Das war aber offenbar kein Hinderungsgrund. Der studierte Informatiker, der in Sankt Augustin geboren wurde und noch heute in der Nähe von Siegburg lebt, arbeitet zunächst für die Telekom, wechselte 2007 zu Microsoft, ging 2013 zur Bertelsmann-Tochter Arvato, schied dort aber nach nur zwei Jahren wieder aus. Berg folgt als Bitkom-Chef auf Thorsten Dirks, der nach seinem Wechsel von Telefónica zur Lufthansa-Tochter Eurowings nicht mehr kandidierte. Als Vizes wurden Ulrich Dietz, Verwaltungsratschef der GFT Technologies, sowie Telekom-Chef Tim Höttges bestätigt. Als weiterer Vizepräsident wurde Michael Kleinemeier von SAP gewählt.

Caspar Busse

À la mode

Rewe - Alain Caparros
(Foto: Oliver Berg/dpa)

Alain Caparros, 60, wird neuer Europa-Chef der Kaufhauskette C&A. Der Deutsch-Franzose und scheidende Rewe-Chef wechselt damit die Branche, weg vom Lebensmittelhandel hin zum Modegeschäft. Caparros werde am 1. August die Nachfolge von Philippe Brenninkmeijer antreten, teilte die Firmenholding Cofra am Mittwoch mit und bestätigte damit vorab kursierende Berichte. Philippe Brenninkmeijer hatte seinen Posten als Vorstandsvorsitzender von C&A Europa im Mai 2015 abgegeben, um sich anderen Aufgaben in der Familienholding zu widmen. Er wurde nur interimsweise durch ein anderes Familienmitglied ersetzt.

Die Wahl von Caparros überrascht insofern, als die Familie Brenninkmeijer, die den Modekonzern 1841 gründete, als äußerst verschwiegen gilt. Caparros ist hingegen dafür bekannt, wortmächtig auch in der Öffentlichkeit zu agieren und auf diese Weise mitunter anzuecken. Außerdem schenkten die Brenninkmeijers bisher nur wenigen Familienfremden das Vertrauen, ihr Unternehmen zu lenken.

Caparros war seit Dezember auf der Suche nach einem neuen Arbeitgeber, nachdem der Rewe-Aufsichtsrat entschieden hatte, ihn vorzeitig Ende des Monats durch Lionel Souque zu ersetzen. Caparros Vertrag sollte ursprünglich bis Ende 2018 laufen. Der in Algerien geborene und in Lothringen aufgewachsene Caparros hatte die Rewe-Group seit 2006 erfolgreich geführt. Im Streit mit Edeka um die Supermarktkette Kaiser's Tengelmann hatte er dem Rivalen einige Filialen abgerungen, war aber in dem Streit zu einer öffentlichen Reizfigur geworden.

Nachdem sein Ausscheiden beschlossen war, wurde Caparros kurz als möglicher Chef des französischen Lebensmittelhändlers Carrefour gehandelt, doch Caparros dementierte.

Mit der Modebranche betritt der studierte Betriebswirt, der auch für die Kosmetikkette Yves Rocher und Aldi Nord gearbeitet hatte, Neuland. Caparros soll den Textilhändler C&A modernisieren, den Wandel beschleunigen und die Digitalisierung vorantreiben. Umsatz und Gewinn sollen unter ihm spürbar steigen. Einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zufolge liegen die Umsätze im Textilhandel stationär, aber auch online seit Jahresanfang deutlich unter dem Niveau des Vorjahres. Ein Firmensprecher sagte, C&A hebe sich seit einigen Monaten erfreulich von diesem Branchentrend ab, nannte aber keine konkreten Zahlen. Die für C&A positive Entwicklung soll Caparros fortführen.

Er hat offenbar die Zusage von den Brenninkmeijers, substanziell in Marketing, Onlinehandel und Kaufhäuser investieren zu können, um die Marktposition in Europa zu stärken und die Zukunft der Marke zu sichern. Caparros sprach in einer Pressemitteilung von "inspirierenden Gesprächen" mit verschiedenen Mitgliedern der Eigentümerfamilie Brenninkmeijer. Die Modebranche könnte die richtige Herausforderung für Caparros sein. Der Wettbewerb ist dort nicht weniger hart als in der Preisschlachten gewohnten Lebensmittelbranche.

Michael Kläsgen

Verscherzt

Ein Hessischer Sparfuchs und findiger Internetkäufer hat das Geschäft seines Lebens gewittert und muss nun dafür zahlen. Die kuriose Geschichte dahinter geht so: Der Mann wollte einen hochwertigen Gebrauchtwagen kaufen und verhandelte dafür mit einem privaten Verkäufer im Internet. Dieser schrieb, "Also für 15 kannste ihn haben", worauf der Hesse und spätere Kläger "Guten Tag, für 15 € nehme ich ihn" antwortete und sich nach der Kontonummer und Abholmöglichkeit erkundigte. Der Beklagte schrieb zurück, "Kannst Kohle überweisen, Wagen bringe ich dann", nannte aber keine Bankverbindung. Nach Ansicht des Hessen ist mit diesem Gesprächsverlauf ein Kaufvertrag zustande gekommen. Er verlangte von dem Eigentümer vor dem Landgericht, ihm das Auto für den vereinbarten Schnäppchenpreis herauszugeben. Schon in erster Instanz scheiterte der Kläger, nun bestätigte auch das Oberlandesgericht Frankfurt, dass der Eigentümer sein Auto behalten kann. Die Richter begründeten ihr Urteil damit, dass es sich um eine "Scherzkonversation" gehandelt habe, auf die sich der beklagte Autobesitzer eingelassen habe. Dies hätte der Kläger auch ohne erklärende Gesten, Tonfall oder Mimik erkennen müssen. Seine Anwaltskosten muss er daher selbst tragen.

SZ

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