Penthouse-Börsengang:Banken fürchten das Schweinderl-Image

Der Mutterkonzern des Nacktmagazins Penthouse drängt an die Börse. Doch die Banken spielen nicht mit.

Vor zehn Jahren kannte das Geschäft mit dem Sex an den Kapitalmärkten nahezu keine Grenzen: Unternehmen wie Beate Uhse und Condomi fanden nicht nur problemlos namhafte Begleiter für den Gang an die Börse - die Anleger rissen den Unternehmen die Aktien förmlich aus den Händen.

Penthouse-Börsengang: Während Beate Uhse (im Bild tanzt eine Frau vor Beginn einer Hauptversammlung des Unternehmens) problemlos an die Börsen gehen konnte, tut sich Penthouse schwer

Während Beate Uhse (im Bild tanzt eine Frau vor Beginn einer Hauptversammlung des Unternehmens) problemlos an die Börsen gehen konnte, tut sich Penthouse schwer

(Foto: Foto: AP)

Der Beate-Uhse-Konzern wurde von der willigen Commerzbank an die Börse gebracht, die Aktien waren vielfach überzeichnet und gewannen gleich am ersten Handelstag mehr als 80 Prozent. Und Händler frohlockten damals: Die Leute kaufen gerne Titel von Unternehmen, deren Geschäfte sie verstehen.

Unter Generalverdacht

Heute regiert hingegen die Unlust: Keine der großen Banken in den Vereinigten Staaten und Europa wolle den geplanten - 460 Millionen Dollar schweren - Börsengang der Penthouse Media Group übernehmen, berichtet der Internetdienst Breakingviews.com. Das bekannteste Produkte des Verlags ist das Sexmagazin Penthouse, dass in den sechziger Jahren von dem Amerikaner Bob Guccione gegründet worden war.

Lediglich die in Zypern ansässige Wertpapiersparte der russischen Investmentbank Renaissance Capital betreue bislang die Emission.

Zu sehr fürchteten die Banken weitere Schelte, schließlich stehen sie in der jetztigen Finanzkrise ohnehin unter Generalverdacht für schlechtes Management.

Penthouse, genauer: die damalige Muttergesellschaft General Media, musste bereits im Jahr 2003 in den USA Gläubigerschutz beantragen, nachdem sich das Magazin selbst mit immer härteren pornografischen Inhalten nicht mehr gegen die Konkurrenz im Internet und die akzeptierteren Blätter wie Playboy oder Maxim hatte durchsetzen können.

Seinerzeit versuchte der Beate-Uhse-Konzern, für mehr als 50 Millionen Dollar General Media zu übernehmen. Doch der Verlag ging dann an den US-Finanzier Marc Bell. Der entschärfte das Magazin wieder etwas und erweiterte die Marke durch Übernahmen sozialer Internetnetzwerke wie Adultfriendfinder.com oder Friendfinder Networks. Zu Friendfinder Networks gehören wiederum Unternehmen wie der christliche Partnervermittlungsdienst Bigchurch.com - das Spektrum von Penthouse ist also größer geworden.

Die Banken überzeugt das nicht - zumal mittlerweile bekannt wurde, dass viele Einträge bei Adultfriendfinder.com offenbar auf Prostitution beruhten. Eine neue US-Regierung könnte solche Internetseiten verbieten, wenn auch nur indirekt damit Online-Prostitution gefördert würde.

Schon einmal habe die Angst vor gesetzlichen Beschränkungen US-Banken vor Börsengängen von Internetspiele-Firmen wie Partygaming abgehalten, berichtet Breakingviews.com weiter. Damals hätten sich die Befüchtungen der Banken bewahrheitet, da später der Kongress das Internet-Wettgeschäft praktisch untersagte.

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