Eine Prostituierte in Hamburg wartet auf Kundschaft.
(Foto: Anoek de Groot/AFP)Es soll angeblich irgendwann vor ganz langer Zeit für manchen jungen Mann zum Erwachsenwerden dazu gehört haben, was Gabriel García Márquez in seiner Autobiografie "Leben, um davon zu erzählen" beschreibt: Den ersten Sex mit einer Prostituierten zu verbringen.
Der junge Gabriel geht nicht mit diesem Vorsatz ins Bordell, er soll dort eigentlich nur für den Vater Schulden eintreiben, als er eine der Frauen durch eine halb geöffnete Tür beim Schlafen beobachtet. Sie wacht auf und ruft ihn zu sich, er erlebt einen "köstlichen Schauer". Danach fragt er sich, wie er in den Ferien wohl noch möglichst oft die zwei Pesos auftreiben kann, um die Prostituierte zu bezahlen. Zumindest erinnert sich García Márquez rückblickend so an diesen Tag.
Wer es heute wagt, sich in dieser heiklen Angelegenheit in seinem Bekanntenkreis umzuhören, weiß: Da bezahlt natürlich keiner für Sex. Was nicht sein kann, glaubt man einer Studie, die die Frauenzeitschrift Brigitte vor einiger Zeit in Auftrag gegeben hat. Demnach hatten 88 Prozent der deutschen Männer bereits mindestens ein Mal in ihrem Leben Sex mit einer Prostituierten. 88 Prozent! Wer da noch nicht schockiert ist, muss die Studie nur zu Ende lesen: 47 Prozent der Männer bezahlten sogar ein Mal im Monat für Sex, so die Untersuchung. Klingt unglaublich, deckt sich aber mit dieser Zahl: Die Gewerkschaft Verdi schätzt, dass bis zu 1,2 Millionen Männer täglich zu Prostituierten gehen. Andere Schätzungen gehen davon aus, dass in Deutschland in dem Gewerbe jedes Jahr mehr als sechs Milliarden Euro verdient werden.