Paul Achleitner:Dieser Mann soll den Ackermann machen

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Ein Österreicher anstelle eines Schweizers: Weil Josef Ackermann verzichtet, wird Allianz-Finanzvorstand Paul Achleitner Chefaufseher bei der Deutschen Bank. Viele Branchenkenner halten das für eine gute Wahl. Doch Achleitner war ausgerechnet für einen der misslungensten Bank-Deals verantwortlich.

Karl-Heinz Büschemann

Die Dinge gehen gelegentlich schnell. Kaum hatte die Deutsche Bank bekanntgegeben, dass Josef Ackermann doch nicht den Aufsichtsratvorsitz des größten deutschen Bankhauses anstrebt, da teilte die Allianz mit, dass sie einen neuen Finanzchef braucht. Paul Achleitner, Vorstandsmitglied des Münchner Versicherungskonzerns, übernimmt den Posten des Oberaufsehers in Frankfurt.

Allianz-Finanzvorstand Paul Achleitner wird Aufsichtsratschef bei der Deutschen Bank. (Foto: picture-alliance/ dpa)

Dafür muss der 55-Jährige Österreicher allerdings den Münchner Vorstand verlassen, dem er seit elf Jahren angehört. Das verlangt eine Konzernregel aus dem Jahr 1992. Danach darf kein Allianz-Mann darf den Aufsichtsrat eines fremden Unternehmens leiten.

Achleitner ist ein ausgewiesener Investmentbanker und zählt im Finanzgewerbe zu den Einflussreichen, die hinter den Kulissen die Fäden ziehen. Der Absolvent der Universität St. Gallen war vor seiner Zeit bei der Allianz Deutschland-Chef der amerikanischen Investmentbank Goldman Sachs und hatte an großen Deals in der Industrieszene mitgewirkt. Umso überraschender war es, dass Achleitner vom Jahr 2000 an in einem so konservativen Konzern wie der Allianz eine führende Rolle spielen sollte. Es wurden mehr als zehn Jahre, viele glaubten nicht, dass der Investmentbanker so lange bleiben würde.

Achleitner wurde dem Vernehmen nach von Ackermann wie vom Frankfurter Aufsichtsratschef Clemens Börsig angesprochen. Dass der Allianz-Mann, der mit der Münchner Wirtschaftsprofessorin Ann-Kristin Achleitner verheiratet ist, dem Ruf folgt, erklären sich Kenner damit, dass Achleitner nach Jahrzehnten in der Finanzbranche finanziell unabhängig ist. Er kann es sich leisten, bei der Deutschen Bank viel weniger zu verdienen als heute. Aber es ist auch zu hören, dass es ihm gefallen würde, als Mann im Hintergrund die Turbulenzen bei der Deutschen Bank zu beruhigen.

In der deutschen Wirtschaft gibt es viele, die den Wechsel von Achleitner nach Frankfurt für eine gute Lösung halten. "Er kennt die Finanzszene in Deutschland", sagt ein Branchenkenner. Zudem ist er mit der deutschen Industrie vertraut. Achleitner, der als nachdenklicher Manager bekannt ist, hat sich zudem in der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex engagiert, die einen großen Beitrag zur Verbesserung der Führungskultur in deutschen Konzernen geleistet hat.

Achleitner war im Allianz-Vorstand verantwortlich für den unglücklichen Kauf der Dresdner Bank im Jahr 2001. Es soll deswegen in dem Konzern noch einige Reserven gegenüber Achleitner geben. Dem Finanzmanager war aber wohl stets klar, dass er keine Chance hat, Allianz-Chef Diekmann zu beerben, der nur ein Jahr älter ist als er. Bei der Allianz heißt es, es sei kein großes Problem, innerhalb der nächsten acht Monate einen Nachfolger für Achleitner zu finden.

© SZ vom 15.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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