Paris:Ein Kraftwerk für den Eiffelturm

Eiffelturm windrad

Ungewöhnlicher Anblick: Windrad der Firma UGE auf dem Eiffelturm in Paris

(Foto: UGE)
  • Am Eiffelturm in Paris drehen sich nun zwei Windturbinen. Sie sollen einen Teil der Energieversorgung des Wahrzeichens decken.
  • Die Neuerung ist Teil des Klimaplans der Stadt. In Paris findet in diesem Jahr auch die Klimakonferenz der Vereinten Nationen statt.

Von Pia Ratzesberger

Eigentlich sollte es gar nicht mehr stehen, das schmiedeeiserne Monstrum. Heute sprechen die Pariser mit Stolz über ihren Tour Eiffel, bei seiner Erbauung zur Weltausstellung 1889 jedoch strafte man den Turm mit Verachtung: Er sei eine Schande für Paris, eine abscheuliche Kolonne aus verschraubtem Blech, lästerten die Intellektuellen der Stadt. Ein kleiner Trost war immerhin, dass der Turm nicht für alle Zeiten über dem siebten Arrondissement thronen sollte - sondern eigentlich nur für 20 Jahre.

Seinem Erfinder, dem Ingenieur Gustav Eiffel, ist es zu verdanken, dass es anders kam. Und die Pariser das verschraubte Blech irgendwann liebevoll in "eiserne Dame" umbenannten. Denn immer wieder betonte Eiffel, dass es doch keinen besseren Ort für physikalische Experimente und Wetterforschungen gebe als das damals mit mehr als 300 Meter höchste Gebäude der Welt. Tatsächlich nutzte schließlich das Militär den Turm als Sendemast, später dann das französische Fernsehen. Sein Bestehen war gesichert.

Das stählerne Herz muss effizienter werden

Mittlerweile strömen mehr als sieben Millionen Menschen jährlich in die französische Hauptstadt, um den Eiffelturm zu sehen und von einer der Besucher-Plattformen über die Stadt zu blicken. Auf die 704 Stufen bis nach oben haben jedoch nicht alle Lust, die meisten Touristen nutzen einen der drei Aufzüge. Im Jahr legen diese mehr als 100 000 Kilometer zurück, das sind etwa zwei Weltumkreisungen - und das braucht Strom.

Künftig wird der vom Eiffelturm selbst produziert, über seiner zweiten Plattform drehen sich von nun an zwei Turbinen. Den Wind, der auf 100 Meter Höhe durch die eisernen Streben pfeift, wandeln sie in Energie um. Das reicht immerhin für 10 000 Kilowattstunden im Jahr - und um die erste Ebene mit Strom zu versorgen.

Die Turbinen sind Teil des Klimaplans der Stadt. Zwar kam auch bisher der Strom aus erneuerbaren Energien, allerdings nicht sichtbar. Pünktlich zur UN-Klimakonferenz, die in diesem Jahr in der französischen Hauptstadt stattfindet, sollen die beiden Turbinen nun ein klares Zeichen sein: Paris kümmert sich um seinen ökologischen Fußabdruck, selbst sein stählernes Herz muss effizienter werden. Um dem Turm ein grünes Image zu verleihen, wird das Bauwerk rundum aufgerüstet, unter anderem mit LED-Beleuchtung und Solarzellen.

5000 filigrane Pläne, 18 000 Schmiedeeisenteile

Für die Arbeiter, die die Turbinen installierten, waren es nun ziemlich anstrengende Tage. Nicht nur, weil sie in großer Höhe hantieren mussten. "Es war schon ein wenig ungewöhnlich, da oben auf dem Wahrzeichen zu sein und zu sehen, wie Touristen Bilder von dir machen", sagte ein Mitarbeiter der verantwortlichen Firma Urban Green Energy (UGE) dem Blog "Future Tense" des Magazins Slate.

Dass die eiserne Dame aufgrund der Neuerungen aber ein neues Gewand trägt, darum muss niemand fürchten. Die Turbinen wurden extra so angestrichen, dass sie äußerlich im Gesamtkunstwerk von Gustav Eiffel nicht auffallen. Das kann nur im Sinne des Erfinders sein: Mehr als 5000 filigrane Pläne lagen dem Bau zugrunde, 18 000 Schmiedeeisenteile fügten die Arbeiter in Präzision mit zweieinhalb Millionen Nieten zusammen - jeden Schritt hatte der penible Ingenieur vorher skizziert.

Seiner Genauigkeit ist es auch zu verdanken, dass La Tour Eiffel so zügig fertig wurde. Von der Planung bis zur Eröffnung brauchte es nur etwa zwei Jahre. Die Aufzüge allerdings funktionierten pünktlich zur Weltausstellung noch nicht. Den Besuchern blieb also nichts anderes übrig, als die Hunderte von Stufen aus eigener Anstrengung zu erklimmen - das sparte immerhin auch Strom.

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