Papier des Bundesverkehrsministeriums:Technische Richtlinie für Diesel-Nachrüstungen steht

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Erster Schritt: Zumindest die technischen Anforderungen für Diesel-Nachrüstungen sollen nun feststehen. (Foto: Marijan Murat/dpa)
  • Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer hat Medienberichten zufolge eine Richtlinie für die Diesel-Nachrüstung erarbeiten lassen.
  • Die Verhandlungen mit den Autoherstellern zur Kostenübernahme sind aber weiterhin nicht abgeschlossen.
  • Volkswagen rät von den Nachrüstungen ab.

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) macht Medienberichten zufolge den Weg für die Hardware-Nachrüstung älterer Diesel-Pkw zur Reduzierung des Stickoxid-Ausstoßes frei. In einem 30-seitigen Papier würden die technischen Anforderungen für die "Allgemeine Betriebserlaubnis" (ABE) festgeschrieben, die für die Zulassung der Hardware-Bausätze durch das Kraftfahrtbundesamt (KBA) nötig seien, berichten die Bild-Zeitung sowie der Bayerische Rundfunk. Damit sei zumindest rechtlich ein wichtiger Schritt für den Umbau älterer Diesel-Pkw erfolgt.

Dies sind dem BR zufolge die Anforderungen, die in der Richtlinie festgeschrieben werden:

  • Von den Nachrüstern wird unter anderem eine Garantie verlangt, dass das nachträglich eingebaute technische System zur Abgasreinigung bei Diesel-Pkw der Schadstoffklassen Euro 4 und 5 "bis Minimaltemperaturen von -7 Grad (...) wirksam und funktionsfähig" ist.
  • Die entsprechend spezialisierten Unternehmen müssen zudem zusichern, dass für ihre Anlagen "eine Kilometerleistung von 100 000 km oder eine Lebensdauer von bis zu fünf Jahren (...) gewährleistet ist".
  • Außerdem darf der Pkw nach der Nachrüstung nicht lauter sein als vorher.
  • Der Stickoxid-Ausstoß (NOx) nachgerüsteter Diesel-Fahrzeuge darf nicht über dem Grenzwert von 270 Mikrogramm pro Kilometer liegen.

Streit um Hardware-Lösung
:Halber Kompromiss für Diesel-Nachrüstungen steht

Und dann bewegen sie sich doch ein bisschen: VW und Daimler wollen Autos für bis zu 3000 Euro nachrüsten. Einiges ist aber zwischen der Bundesregierung und den Autobauern noch zu klären.

Von Markus Balser und Max Hägler

Beim KBA sind nach Informationen der Bild allerdings noch keine vollständigen und entscheidungsreifen Anträge für Pkw-Nachrüstsätze eingegangen. Verschiedene Firmen bieten Nachrüstsätze zum Reduzieren des Stickoxidausstoßes an. Damit diese Nachrüstsätze rechtlich anerkannt werden und als legale Veränderung an dem speziellen Motortyp zulässig sind, müssen sie vom KBA genehmigt werden.

Volkswagen reagierte umgehend: Der Branchenführer warnte vor einem höheren Verbrauch nach einer Umrüstung und vor negativen Folgen bei der Zuverlässigkeit der Autos: "Dies können wir als Automobilhersteller im Sinne unsere Kunden weder befürworten noch dafür haften. Deshalb raten wir von Hardware-Nachrüstungen ab."

Das Bundesumweltministerium wies die Kritik von Volkswagen zurück. "Die Reaktion von VW wundert uns", sagte ein Ministeriumssprecher. "Dass VW nun eine Rolle rückwärts macht und wieder ausschließlich auf die Erneuerung der Fahrzeugflotte setzt, ist ärgerlich und wird kaum das verlorene Vertrauen in den Autokonzern wiederherstellen. Denn ein wenige Jahre altes Fahrzeug gegen ein neues einzutauschen, können sich nur die Wenigsten leisten und ist ökologischer Irrsinn."

Die Bundesregierung hatte im Zuge ihrer Bemühungen zur Vermeidung von Fahrverboten Hardware-Nachrüstungen in besonders belasteten Metropolen-Regionen beschlossen. Unklar ist derzeit allerdings noch die Kostenübernahme für den Einbau. Die Verhandlungen der Bundesregierung mit den Autoherstellern sind noch nicht abgeschlossen.

Kostenübernahme von Nachrüstungen noch unklar

Anfang November hatten sich Daimler und Volkswagen bereiterklärt, ältere Diesel für bis zu 3000 Euro mit Katalysatoren nachrüsten zu lassen - allerdings nur in besonders mit Stickoxid belasteten Regionen. BMW lehnt eine Hardwarenachrüstung weiterhin ab, will aber ebenfalls mit bis zu 3000 Euro die Halter älterer Diesel unterstützen, etwa beim Kauf eines Gebrauchtwagens.

Der Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) warnte jetzt, Besitzer älterer Diesel könnten bei technischen Problemen nach einer Nachrüstung nicht mit Unterstützung der deutschen Hersteller rechnen. "Wir können keine Garantie für ein Fahrzeug übernehmen, in das nachträglich Abgasreinigungssysteme Dritter eingebaut wurden", sagte Verbandspräsident Bernhard Mattes der Welt. Wenn ein Kunde sein Fahrzeug umbauen lasse, dann trügen er und der Nachrüster auch die Verantwortung für mögliche Folgeschäden.

© SZ.de/AFP/Reuters/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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