Angelika S., 72, aus Bad Tölz, erhält eine Rente von 490 Euro, die eigentlich immer am letzten Tag des Monats auf ihr Konto bei der Commerzbank gebucht wird. Als sie am 31. Juli aber am Geldautomaten nachsah, war das Geld nicht da. "Ich habe mir zunächst nichts dabei gedacht", sagt sie. Erst als am Tag darauf immer noch keine Rente überwiesen war, schlug sie in der Filiale Alarm. Die Mitarbeiter dort wussten von nichts. Sie mussten sich erst in der Zentrale erkundigen, dann stand es fest: Ja, es gibt ein grundsätzliches Problem mit der Auszahlung der Rente, und Angelika S. ist nicht die einzige Betroffene.
Die Deutsche Rentenversicherung bestätigt die Panne. Bundesweit seien mehrere Hundert Kunden der Commerzbank betroffen gewesen. Die Renten wurde erst am 2. August überwiesen, zwei Tage nach dem eigentlichen Termin. Die Bank selbst führt es auf ein internes IT-Problem zurück, verantwortlich sei eine "technische Störung bei der Buchung von Zahlungseingängen auf die Konten der Kunden", sagt ein Sprecher. Betroffen seien ausschließlich sogenannte P-Konten gewesen. Das sind Konten, deren Besitzer Pfändungsschutz beantragt haben. Gläubiger dürfen dann nur bis zur Grenze von 1133,80 Euro Geld pfänden.
Zwei Tage hin oder her, das klingt für Außenstehende nicht tragisch, kann für die Betroffenen aber sehr beunruhigend sein. "Ich muss knapp kalkulieren, wenn die Rente nicht rechtzeitig auf dem Konto ist, komme ich nicht an Bargeld", sagt Rentnerin Angelika S. Außerdem habe sie Daueraufträge für Miete und Versicherungen laufen, die am Ersten des Monats ausgeführt werden; ist aber nicht genug Geld auf dem Konto, werden sie gestoppt. Das wiederum könne unangenehme Folgen haben, bis hin zu Mahnungen, Verzugszinsen oder Bußgeldern. Auch deshalb meldete sie sich gleich bei ihrer Bank. Aus unbekannten Gründen waren die Daueraufträge aber trotzdem ausgeführt worden.
Der Vorfall wirft auch ein Licht darauf, wie die monatliche Auszahlung an die 21 Millionen Rentner in Deutschland abläuft. Die Deutsche Rentenversicherung überweist jeden Monat gut 23 Milliarden Euro, im Durchschnitt etwa 1100 Euro pro Rentner. Das Geld geht zunächst an den sogenannten Rentenservice der Postbank, zusammen mit den Daten, welcher Rentner welchen Betrag erhält. Die Postbank überweist es dann weiter auf die Konten der Rentner bei deren Banken. Es ist vorgeschrieben, dass das Geld am selben Tag bei den Rentnern eingehen muss, an dem es die Rentenversicherung der Postbank anweist.
Dass die Postbank dafür zuständig ist, hat sich historisch so entwickelt. Früher war die bundeseigene Post für die Auszahlung der Renten zuständig; die Rentner holten sich ihr Geld am Postschalter ab. Als die Rentenversicherung dazu überging, das Geld zu überweisen, übernahm die Postbank die Funktion, da die Rentenversicherung keine eigene Banklizenz hat.
Rentnerin Angelika S. wusste vom Rentenservice der Postbank, der unter einer kostenpflichtigen 0180-Nummer zu erreichen ist. Dort rief sie am 1. August auch an. Sie erhielt die Auskunft, dass das Problem bereits bekannt sei. Man habe ihr erzählt, "dass in manchen Commerzbank-Filialen die Rentner Schlange stehen und Randale machen".
Angelika S. fürchtet sich nun schon vor diesem Freitag, den 31. August, an dem ihre Rente eigentlich wieder auf dem Konto sein soll. "Wenn die Commerzbank das Problem nicht in den Griff bekommt, stehe ich drei Tage ohne Geld da, weil danach auch noch Wochenende ist", sagt sie. Die Bank beruhigt: "Das System läuft inzwischen wieder stabil, wir gehen davon aus, dass es am Freitag zu keinen Problemen kommt", sagt ein Sprecher.
Sollten Kunden durch die verspätete Überweisung Ende Juli Unkosten entstanden sein, werde die Bank diese übernehmen. Betroffene Rentner sollten sich mit ihrer Filiale in Verbindung setzen.