Süddeutsche Zeitung

Panamakanal:"Jahrhundertbauwerk" Panamakanal wird eingeweiht

Einst galt der Panamakanal als achtes modernes Weltwunder. Nun können auf dem Kanal deutlich größere Schiffe fahren.

Die neuen Schleusen von Cocolí auf der pazifischen Seite des Panamakanals können wesentlich größere Schiffe aufnehmen. Durch den Ausbau steht die 80 Kilometer lange Wasserstraße nun drei Mal so großen Schiffen offen wie bisher, dies soll Milliardeneinnahmen bringen. Die neuen Schleusen sind nach Angaben der staatlichen Kanalbehörde geeignet für "etwa 98 Prozent aller Containerschiffe derzeit". Schiffe so lang wie der Pariser Eiffelturm hoch ist, so breit wie olympische Schwimmbecken und mit einem Fassungsvermögen von 14 000 Containern sind nun kein Problem mehr.

Nicht nur in Mittelamerika sprechen Beobachter daher von der "Einweihung eines Jahrhundertbauwerks".

Für die neue Fahrrinne haben 10 000 Arbeiter neun Jahre lang geschaufelt und gebaggert, zwischenzeitlich traten sie in hartnäckige Streiks.

Das immer wieder verzögerte Großprojekt hat mindestens 5,25 Milliarden Dollar gekostet. Eigentlich sollte das Mammutprojekt schon im Oktober 2014 abgeschlossen sein, zum 100. Geburtstag des alten Kanals. Soziale Konflikte und finanzielle Streitigkeiten sorgten allerdings für Verzögerungen, die Kosten explodierten um schätzungsweise fast zwei Milliarden Dollar auf 5,5 Milliarden Dollar (4,9 Milliarden Euro).

Es wird aber mit dem spanischen Baukonzern Sacyr noch um Zusatzkosten in Milliardenhöhe gestritten. Blick in den Kontrollturm.

Aus Sicht Panamas hat es sich trotzdem allemal gelohnt.

Unter lautem Jubel Tausender Menschen fuhr das chinesische Containerschiff "Cosco Shipping Panama" als erstes Schiff durch die legendäre Wasserstraße, die den Atlantik mit dem Pazifik verbindet. Der riesige Frachter gehört einer chinesischen Reederei und wurde per Los auserwählt. Am Rande der Eröffnung hat es am Sonntag einen Unfall mit 19 Verletzten gegeben. Ein Schlepper kollidierte mit einem privaten Schiff, teilte die Kanalbehörde mit. Der Unfall passierte in Balboa an der Pazifikküste und stand wohl nicht in direkter Verbindung mit den Eröffnungsfeierlichkeiten.

Präsident Juan Carlos Varela sprach von einem "großen Tag für Panama". Der Kanal verbinde die Welt, so der Politiker. In zehn Jahren, so das ehrgeizige Ziel, sollen jährlich 600 Millionen Tonnen Fracht den neuen Panama-Kanal passieren - doppelt so viel wie bisher. Insbesondere der Handel zwischen Asien und den USA dürfte profitieren. Panama hat den Kanal vor allem für die großen Flüssiggastanker erweitert. Sie bringen verflüssigtes Erdgas (LNG) von den US-Bundesstaaten Texas und Louisiana nach Asien und dort bevorzugt nach Japan, das selbst über keine nennenswerten Rohstoffe verfügt. Die USA sind mit zuletzt 162 Millionen Tonnen Fracht Hauptnutzer des Kanals, gefolgt von China mit 48 Millionen Tonnen, Chile und Japan.

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