Zwischen der EU-Kommission und dem britischen Finanzministerium verhärten sich die Fronten. Grund ist die langjährige Praxis, über die Isle of Man Flugzeuge und Jachten in die EU zu importieren. Dabei ist es möglich, die Mehrwertsteuer von 20 Prozent zu sparen - was bei Business-Jets oder Luxusbooten schnell mehrere Millionen Euro ausmacht. Das Vereinigte Königreich hat diese Praxis nun überprüft und für gut befunden. Die EU-Kommission stuft sie hingegen als "missbräuchlich" und "Steuervermeidung" ein.
Die Enthüllungen der Paradise Papers hatten vor knapp zwei Jahren ergeben, dass zwischen 2011 und 2017 über die Insel in der Irischen See insgesamt 231 Flugzeuge eingeführt und komplett von der Mehrwertsteuer befreit wurden - darunter auch der Jet von Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton. Dadurch wurden Steuern in Höhe von knapp 900 Millionen Euro gespart.
Als Reaktion auf die Paradise Papers lud die Regierung der Isle of Man, die ein autonomer Besitz der britischen Krone ist, das Finanzministerium der Vereinigten Königreichs ein, die Mehrwertsteuerregelungen beim Import von Flugzeugen und Yachten zu überprüfen. Nun wurde das Untersuchungsergebnis bekannt: "Ich freue mich, bestätigen zu können, dass die Prüfer keine Beweise für eine weit verbreitete Vermeidung von Umsatzsteuer gefunden haben", sagt Finanzsekretär Jesse Norman.
In der EU-Kommission sieht man das ganz anders. Bereits im November 2018 hatte sie deshalb ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Großbritannien eingeleitet. "Es ist einfach nicht fair, dass bestimmte Personen und Unternehmen damit durchkommen, auf Jachten und Flugzeuge nicht den korrekten Mehrwertsteuerbetrag zu erheben", begründete Steuerkommissar Pierre Moscovici den Schritt der Europäer.