Paketzusteller als Drogenkuriere:US-Behörden nehmen UPS und Fedex ins Visier

Die US-Justiz wirft Paketzustellern vor, sich als Drogenkuriere einspannen zu lassen. Während UPS die Konfrontation mit den Behörden scheut, reagiert Fedex auf die Anschuldigungen empört - und könnte ungeschoren davonkommen. Wenn nicht interne E-Mails aufgetaucht wären, die den Konzern belasten.

Moritz Koch, New York

Paketzusteller als Drogenkuriere: Nach Ansicht der US-Justiz lassen sich UPS und Fedex von dubiosen Online-Apotheken als Drogenkuriere einspannen.

Nach Ansicht der US-Justiz lassen sich UPS und Fedex von dubiosen Online-Apotheken als Drogenkuriere einspannen.

(Foto: AFP)

Die Zustelldienste von UPS und Fedex sind für Pünktlichkeit und Diskretion bekannt. Respektable Eigenschaften, die sie allerdings auch für eine ziemlich unehrenhafte Tätigkeit qualifizierten. Medikamentenschmuggel beispielsweise. Der illegale Handel mit Schmerzmitteln wie Oxycodone und Hydrocodone blüht, Gesundheitsexperten in den USA sprechen von einer Epidemie. Eigentlich sind diese Opioide verschreibungspflichtig. Doch Online-Apotheken bieten sie oft ohne Rezept an, zur Lieferung frei Haus. Hierbei kommen UPS und Fedex ins Spiel.

Die amerikanische Drogenbehörde DEA und die Bundesstaatsanwaltschaft in Kalifornien werfen den Versandunternehmen vor, sich als Drogenkuriere einspannen zu lassen. Fedex reagiert empört auf die Anschuldigungen. Der Fall sei "absurd und verstörend", sagte das für Kommunikation zuständige Vorstandsmitglied, Patrick Fitzgerald, am Freitag dem Wall Street Journal und kündigte an, das bevorstehende Strafverfahren mit allen Mitteln zu bekämpfen. Die Regierung wolle die Zusteller von Fedex zur Verbrecherjagd rekrutieren, sagte er. Doch Fedex könne den Sicherheitsbehörden nicht ihre Arbeit abnehmen.

UPS hingegen scheut die direkte Konfrontation mit der Regierung. In einer Börsenmitteilung bestätigte das Unternehmen Ermittlungen "im Zusammenhang mit dem Transport von Paketen im Auftrag von Online-Apotheken, die illegal betrieben werden könnten". Das Management scheint dazu bereit zu sein, eine Geldbuße in Kauf zu nehmen, um den Fall auszuräumen. Zu Details will sich das Unternehmen nicht äußern, offenbar laufen die Verhandlungen schon.

Die Medikamentensucht hat sich längst zu einem drängenden Problem entwickelt. Jedes Jahr sterben mehr als 15.000 Amerikaner an einer Überdosis Schmerzmittel. Das ist fast die Hälfte aller Todesfälle, die im Zusammenhang mit Drogenmissbrauch stehen. Selbst harte Drogen wie Heroin, Crack und Crystal Meth erscheinen harmlos gegen Oxycodone, Hydrocodone und Co. So ist es kaum verwunderlich, dass die US-Behörden mit großer Entschlossenheit gegen den Tablettenhandel vorgehen.

Letzte Warnung an das Fedex-Management

Die Ermittlungen laufen bereits seit Jahren. Vor den Versandunternehmen sind bereits die Drogerie-Ketten CVS, Walgreen und Cardinal ins Visier der Drogenfahnder geraten. Ihnen wurde vorgeworfen, Hinweise darauf ignoriert zu haben, dass ein Teil ihrer Medikamente für illegale Zwecke abgezweigt wurden. Der Internetkonzern Google bekam es mit dem Justizministerium in Washington zu tun, weil er auf seinen Seiten Anzeigen von dubiosen Online-Apotheken schaltete, die auf amerikanische Konsumenten zugeschnitten waren. Letztlich gab Google nach. Die Aussicht auf einen rufschädigenden Prozess behagte dem Konzern ganz und gar nicht. Im vergangenen Jahr stimmte er einer Strafzahlung von 500 Millionen Dollar zu.

Diesem Schicksal versucht Fedex zu entgehen. Die rechtliche Streitfrage dreht sich darum, welche Verantwortung Zustelldienste für die Prävention von Schmuggelgeschäften tragen. Auch in den USA gibt es ein Briefgeheimnis. Zwar wurde es durch die Sicherheitsgesetze der Regierung Bush durchlöchert. Doch weiterhin gilt, dass Zusteller nicht eigenhändig in den Päckchen herumschnüffeln dürfen, die sie austragen. Wahrscheinlich würde FedEx daher auch ungeschoren davon kommen, wenn es die E-Mails nicht gäbe, die das Unternehmen den Ermittlern übergeben musste.

Aus ihnen geht hervor, dass einigen Angestellten ein verdächtiger Anstieg der Zahl der Sendungen von bestimmten Online-Apotheken aufgefallen ist. Das Unternehmen habe also gewusst, dass es als Drogenkurier missbraucht werde, argumentiert die DEA. Kürzlich verschickte die Behörde eine letzte Warnung an das Management: Die Anklageerhebung stehe unmittelbar bevor.

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