Otto übernimmt Quelle-Rechte:Abwarten und zugreifen

Im Quelle-Ausverkauf landet Konkurrent Otto einen Coup. Der Hamburger Handelskonzern schnappt sich das gesamte Russlandgeschäft.

Des einen Leid, des anderen Freud: Der weltgrößte Handelskonzern Otto übernimmt das Russlandgeschäft seines insolventen Konkurrenten Quelle. Zudem sichert sich das Hamburger Unternehmen auch die Rechte an den Marken in Deutschland. "Wir freuen uns, durch diesen Zukauf unsere führende Marktposition in einem der weltweit größten Wachstumsmärkte des Distanzhandels noch einmal deutlich und für lange Zeit auszubauen", sagte Otto-Chef Hans-Otto Schrader.

Quelle, Foto: AP

Ausverkauf bei Quelle: Konkurrent Otto greift zu und übernimmt das Russlandgeschäft sowie weitere Rechte.

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Große Einsparpotentiale in Russland

Doch das ist noch nicht alles. Otto erwerbe auch die Rechte an der Marke Quelle und deren Eigenmarken wie zum Beispiel Privileg für Russland, Deutschland und weitere mittel- und osteuropäische Länder. Damit darf Otto die Marken, Logos und die meisten Internet-Adressen nutzen. Die Sortimente von Otto und Quelle umfassen in Russland vor allem Mode, Schuhe, Haus- und Heimtextilien, so dass sich große Einsparpotentiale ergeben, wie Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg sagte. Ihm ist damit der erste Verkauf eines Teils der insolventen Arcandor-Tochter gelungen. Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden. In Branchenkreisen war von einem zweistelligen Millionenbetrag die Rede.

Otto ist seit 1990 im russischen Markt aktiv und erreicht mit den drei Marken Otto, Bonprix und Witt International einen Umsatz von rund 200 Millionen Euro. Quelle belegt in Russland mit einem Umsatz von ungefähr 170 Millionen Euro den zweiten Platz, sonst gibt es nur noch einen weiteren größeren Anbieter. Ob die rund 280 Quelle-Mitarbeiter in Russland ihre Arbeitsplätze behalten können, ist ungewiss.

Zwar werde es zu Einsparungen kommen, so ein Otto-Sprecher. Doch mittelfristig sei eher ein Personalaufbau wahrscheinlich, weil der Versandhandel in Russland mit zweistelligen Raten wachse. Otto habe nicht für die übrigen 16 mittel- und osteuropäischen Quelle-Landesgesellschaften mitgeboten, sagte der Sprecher.

Otto hat sich die Markenrechte gesichert, damit nicht Konkurrenten wie Amazon zugreifen. Ob und wie die Marke Quelle im Otto-Konzern genutzt werde, sei noch nicht entschieden. Unter dem Konzerndach sind zahlreiche Marken angesiedelt; manche wurden auch umgewandelt - darunter Schwab von einem Universal- zu einem Spezialversender. Otto verhandelt weiter mit dem Quelle-Insolvenzverwalter über den Kauf des Einkaufssenders HSE 24.

Außerdem interessieren sich die Hamburger unverändert für die Spezialversandhandelsunternehmen aus dem untergegangenen Quelle-Imperium. Diese Unternehmen wie zum Beispiel Baby-Waltz gehören dem Arcandor-Pensionsfonds und werden gesondert verkauft. Der Insolvenzverwalter muss lediglich zustimmen. Zum Verkauf stehen auch noch der Kundendienst Profectis und die Callcenter, an denen Otto aber kein Interesse hat.

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