Die Hamburger Otto Group will beim Umweltschutz etwas andere Wege gehen als die meisten anderen Unternehmen. Der Handelskonzern will von 2021 an vor allem CO₂-Emissionen einsparen und reduzieren und nicht mehr in erster Linie, wie es viele andere tun, kompensieren, um klimaneutral zu werden. Die Otto Group setzt nun andere Prioritäten, sagte Konzernchef Alexander Birken im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung. Die Reihenfolge laute nun: Vermeiden, Reduzieren, Kompensieren. "Die CO₂-Kompensation ist dabei für uns aus Klimaschutz- und Kostensicht immer das letzte Mittel beim Erreichen unserer Nachhaltigkeitsziele", so der Konzernchef. Kompensation ist für den Konzern der "zum Teil sehr günstige Erwerb von Zertifikaten".
Die Unternehmensgruppe hat sich nach den Worten Birkens seit Mitte der Achtzigerjahre dem nachhaltigen Wirtschaften verschrieben. Das selbst gesteckte Ziel, 50 Prozent der CO₂-Emissionen des Jahres 2006 bis 2020 einzusparen, werde in diesem Jahr erreicht. Birken sagt, der Konzern wolle bis 2030 klimaneutral werden, und das in allen Bereichen: an den Standorten im In- und Ausland, beim Transport, bei der Mitarbeitermobilität und auch in externen Rechenzentren und bei Cloud-Dienstleistungen.
Klimaschädliche Kohlendioxid-Emissionen will die Otto Group einsparen, indem sie mehr Solaranlagen und energieeffiziente Technik an den Standorten installiert und Ökostrom, wo er verfügbar ist, zu 100 Prozent einsetzt. Die Mitarbeiter hält der Konzernchef dazu an, künftig mit der Bahn zu fahren anstatt zu fliegen. Neue Dienstwagen sollen zunehmend E-Autos sein. Bei Ausschreibungen will der Konzern auch Ökokriterien berücksichtigen. Den Onlinehandel hält Birken für ökologisch sinnvoll. Bestellte Ware soll die Konzerntochter Hermes immer öfter mit Elektrofahrzeugen und Lastenrädern zum Kunden bringen. Sendungen und Retouren in den Zentren der 80 größten Städte sollen bis 2025 emissionsfrei sein. Dieses Ziel soll trotz eines prognostizierten weiteren Anstiegs des Onlinehandels erreicht werden.
Bisher war es bei Hermes, dem Transportdienstleister des Konzerns so, dass bezogen auf alle Auftraggeber, also auch solche außerhalb der Otto Group, die absoluten CO₂-Emissionen zwischen 2013 und 2018 nach eigenen Angaben um fast 30 Prozent gestiegen waren. Das soll sich nun ändern. Nur dort, wo sich CO₂ absolut nicht vermeiden lässt, will der Konzern mit zertifizierten Klimaschutzprojekten weiter freiwillig kompensieren. Ohne Kompensation, sagt Konzernchef Birken, wird die Gruppe das Ziel, klimaneutral zu werden, nicht erreichen können.