Ostdeutschland:Die Streikfront bröckelt

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Die Arbeitsniederlegung der Metaller geht in die vierte Woche. BMW erwägt bereits, die Kurzarbeit auf Grund fehlender Teile aus ostdeutschen Betrieben zu verlängern. Doch die Zahl der Streikbrecher mehrt sich.

Zu Beginn der vierten Woche des Arbeitskampfes um die Einführung der 35-Stunden-Woche bröckelt die Streikfront im für die Produktion der westdeutschen Autoindustrie wichtigen ZF-Getriebewerkes Brandenburg an der Havel.

Einmaliger Vorgang

Etwa ein Drittel der Belegschaft nahm am Montag trotz Streikaufrufs der IG Metall die Produktion wieder auf. Die etwa 300 Beschäftigten betraten das Werk unter den Pfiffen ihrer streikenden Kollegen durch eine drei Meter breite Gasse, zu deren Freihaltung vor dem Werkstor die Streikposten gerichtlich verpflichtet worden war.

Der Verhandlungsführer der IG Metall, Hasso Düvel, bezeichnete es als einmaligen Vorgang, dass der Brandenburger Wirtschaftsminister Ulrich Junghans am Morgen die arbeitswilligen Beschäftigten des Betriebes besuchte. "Sie kommen, um mitzuhelfen, diesen Streik zu brechen", sagte Düvel zu dem CDU-Politiker. "Sie haben sich benutzen lassen."

Junghans dagegen erklärte, er wolle sich persönlich vor Ort über die Tarifauseinandersetzung zu informieren.

Er halte jedoch den Streik in der gegenwärtigen wirtschaftlichen Situation für nicht günstig und hoffe, dass dieser bald beendet werde, sagte Junghans.

Unterdessen kündigte BMW an, die am Montag wegen fehlender Getriebe aus Brandenburg in den Werken München, Regensburg und Dingolfing eingeführte Kurzarbeit möglicherweise zu verlängern.

BMW: Jeder Streiktag kostet 38 Millionen Euro Umsatz

Der Vorstand war bisher von einem Streikende am vergangenen Wochenende ausgegangen und hatte deshalb beschlossen, die Werke bis zur Frühschicht am kommenden Mittwoch herunterzufahren. "Jeder Tag der jetzt länger gestreikt wird, wird sich entsprechend auch für uns auswirken", sagte der Leiter Einkauf, Antrieb und Fahrwerk des BMW-Konzerns, Dieter Bergmann.

Jeder ausgefallene Tag koste BMW etwa 38 Millionen Euro Umsatz. Im Kampf um die Arbeitszeitverkürzung in Ostdeutschland hatte die IG Metall am Montag erneut 9.000 Beschäftigte in Sachsen, Brandenburg und Ost-Berlin zur Arbeitsniederlegung aufgerufen.

"Dieser Streik steht und er wird auch weiter stehen", sagte IG-Metall-Verhandlungsführer Düvel. Die Gewerkschaft sei jedoch verhandlungsbereit und warte auf ein Angebot der Arbeitgeber. Es gehe nicht darum, die Wirtschaft in den neuen Ländern kaputt zu streiken, erklärte Düvel. "Wenn wir das Image als Billigtarifgebiet loswerden, dann wird es auch hier Arbeitsplätze geben."

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