Osram:"Wir reden nicht mit Chinesen"

Osram: Alexander Everke leitet die österreichische Firma AMS. Sie ist ins Bieterrennen um Osram eingestiegen.

Alexander Everke leitet die österreichische Firma AMS. Sie ist ins Bieterrennen um Osram eingestiegen.

(Foto: Gerhard Langusch)

AMS-Chef Everke verteidigt sein Kaufangebot für den Münchner Lichtkonzern Osram. Nun geht die IG Metall in die Offensive und hat sich an den Hauptaktionär von AMS gewandt.

Von Thomas Fromm

Es dauerte nur einen Tag, und es war klar, was da auf alle Beteiligten jetzt zukommt: eine Menge Ärger. Erst am Dienstag hatte die Finanzaufsicht Bafin das 4,3 Milliarden Euro schwere Übernahmeangebot des österreichischen Chipherstellers AMS für den drei Mal so großen Lichtkonzern Osram durchgewunken. Die Österreicher bieten nun 38,5 Euro pro Osram-Aktie, die amerikanischen Finanzinvestoren Bain und Carlyle 35 Euro. Und so war nicht nur der große Bieterwettstreit um den kriselnden Münchner Traditionskonzern eröffnet, sondern auch der Widerstand der IG Metall gegen den Investor aus Premstätten bei Graz.

Denn am Mittwoch machte die IG Metall schon mal klar, was sie von der Offerte aus der Steiermark hält: gar nichts. Man lehne die Übernahme ab, weil diese einen "massiven Arbeitsplatzabbau bei Osram" bedeute. Und dieser "gefährdet das gesamte Unternehmen", sagte eine IG Metall-Sprecherin. Im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung zeigt sich AMS-Chef Alexander Everke trotz des heftigen Widerstands optimistisch. Man habe "konstruktive Gespräche mit den Betriebsräten geführt" und es sei "nur eine Frage der Zeit", bis man eine "konstruktive Lösung" sehe. "So etwas ist ein längerer Prozess, da sind Sorgen ganz normal", glaubt Everke.

Nun könnte dieser Prozess tatsächlich etwas länger dauern - denn die Sorgen sind groß, und IG Metall und AMS liegen ziemlich über Kreuz. Die Arbeitnehmerseite befürchtet Entlassungen in großem Stil, weil AMS, anders als die US-Investoren, ganze Büros und Abteilungen zusammenlegen dürften, um einige Hundert Millionen Euro im Jahr zu sparen. "Ohne belastbare, rechtssichere Beschäftigungs- und Standortzusagen sowie ein schlüssiges Zukunftskonzept wird sich die IG Metall weiterhin gegen die Übernahme durch AMS stellen", so die IG-Metall-Sprecherin. Dazu sagt Everke, ohne konkrete Zahlen zu nennen: Es gehe auch um "Kostensynergien, die die Mitarbeiter betreffen. Aber unterm Strich haben wir das Ziel, Mitarbeiter aufzubauen." So wolle man in Regensburg Arbeitsplätze schaffen; und man sei "interessiert an den 17000 Patenten von Osram und den hervorragenden Ingenieuren".

Das ist die Frage, die sich die Osram-Leute nun stellen. AMS hat zwar sehr ambitionierte Pläne, man habe ein "sehr schnell wachsendes Geschäft", und gemeinsam mit Osram könne man ein "weltweiter Champion für neue Photonik-Anwendungen werden", wirbt Everke für sein Projekt. Also: Optische Sensoren und Lichtanwendungen für Autos, Gebäude und Pflanzen statt alter Glühbirnen. Aber welche Folgen hätte es für Osram, wenn sich das kleinere Unternehmen mit Hilfe des über 100 Jahre alten Lichtkonzerns zu einem Weltmarktführer für High-Tech-Anwendungen aufschwingen will? Was wird mit jenen Teilen von Osram geschehen, die man auf dem Weg an die Spitze nicht gebrauchen kann - das Digitalgeschäft etwa oder das Verbrauchergeschäft mit LEDs? Und an wen werden diese Sparten verkauft, mit welchen Folgen für die Beschäftigten? Man sehe die Münchner Osram-Zentrale zwar als "wichtigen Standort an", sagt Everke. "Am Ende geht es aber darum, die besten Mitarbeiter - von AMS und Osram - in den einzelnen Funktionen zu haben." Für die Ingenieure von Osram hieße das wohl auch: Man würde sich künftig wohl immer wieder messen lassen müssen mit den neuen Kollegen.

Die IG Metall geht nun in die Offensive. Man habe sich bereits an den AMS-Hauptaktionär Temasek gewandt und das Vorgehen kritisiert, so die Sprecherin. Der Investmentfonds aus Singapur soll mehr als fünf Prozent an dem Chiphersteller halten. Temasek sei aufgefordert worden, "seiner Verantwortung nachzukommen und sich gegen die Übernahmepläne von AMS auszusprechen", so die IG Metall. Dass ausgerechnet der Fonds aus Asien die Übernahmepläne durchkreuzt, gilt allerdings als ziemlich unwahrscheinlich. Immer wieder wurde auch darüber spekuliert, dass chinesische Investoren hinter dem Manöver von AMS stehen. Dies dementierte Everke nun. "An den Gerüchten ist nichts dran. Wir reden nicht mit Chinesen und vertreten auch keine Chinesen."

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