Osram-Übernahme:Das Spiel der Hedgefonds

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Osram-Zentrale in München: Hedgefonds wurden in der Schlussphase des Übernahmeversuchs zu den entscheidenden Akteuren.

(Foto: ANDREAS GEBERT/REUTERS)

AMS will Osram übernehmen - ob das klappt?

Von Thomas Fromm

Die Deadline ist terminiert auf Punkt null Uhr, in der Nacht von Donnerstag auf Freitag - bis dahin muss das österreichische Sensorik- und Chipunternehmen AMS 55 Prozent der Aktien des viel größeren Münchner Unternehmens Osram von den Aktionären bekommen, um die avisierte Übernahme zu schaffen. Vor Ablauf der Deadline machten sich Angst und Nervosität breit bei jenen Hedgefonds, die sich verstärkt bei Osram eingekauft hatten.

Ein amerikanischer Hedgefonds-Manager, der namentlich nicht genannt werden will, hatte der SZ gesagt: Die Gefahr, in den kommenden Stunden viel Geld zu verlieren, sei inzwischen größer als die Aussicht, mit der Übernahme noch viel zu verdienen. Man habe daher beschlossen, einen großen Teil der Osram-Aktien an AMS zu verkaufen, damit die Übernahme nicht scheitere. Allerdings könne man nur für sich sprechen und wisse nicht, was die anderen Fonds unternähmen.

Hedgefonds hatten sich in den vergangenen Tagen und Wochen mit bis zu 45 Prozent der Osram-Aktien eingedeckt und waren in den letzten Stunden des Übernahmekampfs zum Spielmacher geworden. Die häufig recht aggressiv vorgehenden Hedgefonds stecken in einem Dilemma, in das sie sich selbst hineinmanövriert haben: Sie spekulierten ursprünglich darauf, dass AMS mindestens 55 Prozent der Osram-Aktien bekommt und die Übernahme zustande kommt. Sie selbst wollten ihre Aktien vorerst behalten, um sie nach einer Übernahme mit einem saftigen Preisaufschlag an AMS zu verkaufen und zu vergolden. Es ist das Geschäftsmodell solcher Fonds: Mit möglichst wenig eigenem Kapital auf fallende oder steigende Kurse wetten, reingehen - und anschließend schnell wieder weiterziehen. Und die Manager der Hedgefonds wussten: Um die volle Kontrolle über Osram ausüben zu können, bräuchte AMS nicht nur 55, sondern 75 Prozent - und wäre später wohl auch bereit, einen hohen Preis für fehlende Aktien zu zahlen.

Soweit die Spekulation. Wenn nun aber sämtliche Fonds an ihren Aktien festhielten, um sie später mit hohem Aufpreis zu verkaufen, riskierten sie das Scheitern des Angebots. "Es macht mir Angst, dass da immer noch Leute sind, die auf den großen Preisaufschlag spekulieren", so der Hedgefonds-Manager. Wer das Spiel bis zum Ende spiele, gehe "voll ins Risiko", hatte er gesagt. Offenbar haben sich viele Fonds selbst massiv verspekuliert und den Münchner Übernahmepoker unterschätzt. Es seien weitaus mehr von ihnen bei Osram eingestiegen als normalerweise in solchen Fällen üblich, heißt es in der Szene.

Viele, vor allem größere Investoren warten in der Regel bis zum letzten Moment, um ihre Aktien zu verkaufen. Bis das Ergebnis ausgezählt ist, wird es noch dauern.

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