Osram:Rückzieher nach 24 Stunden

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Das Unternehmen wurde vor hundert Jahren in Berlin gegründet und gehörte lange zum Siemens-Konzern.

(Foto: imago images/Schöning)

Das Interesse von AMS an Osram war nur kurz, jetzt kommen Finanzinvestoren.

Von Caspar Busse

Die Hoffnung für die Osram-Aktionäre währte nicht sehr lange. In der Nacht von Sonntag auf Montag ging beim Münchner Lichtunternehmen eine sogenannte Interessensbekundung ein. Der österreichische Halbleiterhersteller AMS stellte darin eine Übernahme in Aussicht und nannte als Preis 38,50 Euro je Aktie. Das Osram-Management prüfte das Schreiben und entschloss sich zur Veröffentlichung, wie es in solchen Fällen aus juristischen Gründen üblich ist. Montag Abend also wurde eine Börsenmitteilung verschickt. In der Nacht auf Dienstag jedoch, genau um 0.47 Uhr, also nur 24 Stunden später, machten die Österreicher dann wieder einen Rückzieher. Es gebe "keine ausreichende Basis" für weitere Verhandlungen, hieß es. Nach Bekanntwerden des Interesses von AMS war die Osram-Aktie am Montagabend bereits um fünf Prozent auf 34,80 Euro nach oben geschnellt. Am Dienstag lag sie dann wieder bei etwa 33 Euro, als wäre nichts gewesen.

Es war der vielleicht kürzeste Übernahmekampf, ein Sturm im Wasserglas sozusagen. Denn eigentlich haben die beiden amerikanischen Finanzinvestoren Bain und Carlyle die Absicht, Osram zu übernehmen. Sie wollen 35 Euro je Aktie bieten, also 3,50 Euro weniger als die Österreicher. Insgesamt wird Osram damit mit vier Milliarden Euro bewertet.

Es sei damit zu rechnen, dass bereits Ende dieser Woche die offiziellen Angebotsunterlagen veröffentlicht werden, sagt ein Osram-Sprecher. Diese werden derzeit von der Börsenaufsicht Bafin geprüft. Dann würde die offizielle Frist laufen, diese werde voraussichtlich bis Anfang September dauern und damit länger als üblich. Das Problem: Osram hat ungewöhnlich viele Aktionäre, nach Schätzungen etwa 440 000. Das liegt darin, dass die Firma 2013 von Siemens abgespalten wurde. Damals haben alle Siemens-Aktionäre Osram-Aktien in ihr Depot gebucht bekommen. Nun wird damit gerechnet, dass unter diesen viele sogenannte "Schläfer" sind, also solche, die noch Osram-Aktionäre sind, dies aber längst vergessen haben. Diese sollen nun zum Umtausch animiert werden. Bain und Carlyle haben zur Bedingungen für ein Zustandekommen der Offerte gemacht, dass mindestens 70 Prozent der Aktien angedient werden.

Osram hat eine schwere Zeit hinter sich, das Geschäft hat sich zuletzt radikal gewandelt. Nun geht es um LEDs und Lichtsysteme und nicht mehr um Glühbirnen und Energiesparlampen. AMS hätte sich vor allem für die Opto-Halbleiter-Sparte von Osram interessiert, die wie die auf Sensoren spezialisierten Österreicher die Autoindustrie beliefert. Der Vorstand von Osram hatte aber in Frage gestellt, wie die Österreicher die Übernahme überhaupt hätten finanzieren können.

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