OsramKrisendiplomatie

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Alexander Everke, 57, hat Elektrotechnik in Bochum studiert und fing 1991 bei Siemens an, war dann für Infineon tätig. 2007 wechselte er zum Chipkonzern NXP. Seit 2016 ist er Vorstandschef der österreichischen Halbleiterfirma AMS.
Alexander Everke, 57, hat Elektrotechnik in Bochum studiert und fing 1991 bei Siemens an, war dann für Infineon tätig. 2007 wechselte er zum Chipkonzern NXP. Seit 2016 ist er Vorstandschef der österreichischen Halbleiterfirma AMS. (Foto: oh)

Weil die Übernahme des Lichtunternehmens Osram auf der Kippe steht, trifft sich AMS-Chef Everke nun mit Hedgefonds-Managern in New York und London. Geht das Ganze schief, verlieren alle Beteiligen.

Von Thomas Fromm, München

Es fehlen nur noch wenige Tage, und wie immer, wenn es bei einer Übernahme Spitz auf Knopf steht, werden alle sehr nervös. AMS-Chef Alexander Everke zum Beispiel hat allen Grund dazu: Am Donnerstag läuft ein Übernahmeangebot seines österreichischen Chip- und Sensorenherstellers für den Lichtkonzern Osram aus. Für 41 Euro können Aktionäre ihre Anteile weiterreichen, und AMS braucht mindestens 55 Prozent davon, damit es klappt. Aber seitdem bekannt wurde, dass bis zu 45 Prozent der Osram-Aktien inzwischen bei durchaus aggressiv agierenden Hedgefonds liegen, steht die Sache auf der Kippe. Nach SZ-Informationen macht sich der Unternehmenschef aus Premstätten in der Steiermark an diesem Montag daher nach New York auf, am Dienstag dann geht es weiter nach London. Zwei Orte, zwei Treffen, zwei mal Hedgefondsmanager, eine Botschaft.

Everke will den Investoren klar machen, dass sie bis Donnerstag zumindest einen Teil ihrer Osram-Aktien weiterreichen müssen, damit die notwendige Schwelle von 55 Prozent erreicht wird. "Falls das nicht zustande kommt, haben alle ein Problem", heißt es aus Unternehmenskreisen. "Die müssen verstehen, dass sie einen erheblichen Teil ihrer Position anbieten müssen." Und wenn nicht? Das Problem sähe dann so aus: AMS wäre auch mit seinem zweiten Versuch, Osram zu übernehmen, gescheitert. Der Aktienkurs des Lichtunternehmens unter seinem Chef Olaf Berlien würde abstürzen, und damit auch ein Aktienpaket von AMS an Osram sowie auch die von den Hedgefonds gekauften Papiere. AMS könnte dann auch jene 20 Prozent an Osram auf den Markt werfen, die man schon im Vorfeld am Markt gekauft hatte.

Die Strategie der Fonds dagegen: Sie spekulieren darauf, dass das Angebot mit über 55 Prozent angenommen wird und sie dann weitere Papiere mit hohem Aufschlag verkaufen können, damit AMS auf 75 Prozent kommt - die für einen Beherrschungsvertrag notwendige Schwelle. Technisch ist die Sache kompliziert: Würde die Schwelle von 55 Prozent überschritten, kämen dann zunächst die Indexfonds ins Spiel, die rund zehn Prozent halten und die in der ersten Phase nicht tauschen. AMS könnte dann versuchen, einen Beherrschungsvertrag einzusetzen und den Hedgefonds eine Barabfindung anbieten. Doch noch ist es längst nicht so weit. Bis Donnerstagabend sollen gerade mal 4,41 Prozent der Aktien angedient worden sein. Oft, so die Hoffnung der Manager, entscheiden sich solche Übernahmeschlachten erst auf den letzten Metern.

Dabei geht es bei AMS und Osram nicht nur um den reinen Übernahmekampf. Verstimmungen hatte es zuletzt auch um die Frage gegeben, was danach mit dem Digitalgeschäft der Münchner passieren soll.

Den Großteil des Digitalgeschäfts werde man verkaufen, wurde der AMS-Chef vor einigen Tagen zitiert. Bei Osram sorgte dies für Unmut. Nun heißt es aus der Steiermark: Man habe sich darauf verständigt, dass man sich jedes Geschäft gemeinsam und ergebnisoffen anschaue. Es sei daher nicht ausgeschlossen, dass man sich von Teilen des Osram-Digitalgeschäfts trenne. Nachdem die Sparte ursprünglich komplett zum Verkauf gestellt werden sollte, könnten nun zumindest Teile im Unternehmen verbleiben, heißt es. Allerdings gelte ohnehin noch für drei Jahre eine Bestandsgarantie. "Wir haben eine detaillierte Zusammenschlussvereinbarung abgeschlossen und stehen selbstverständlich zu allen Punkten", sagt AMS-Chef Everke. Man sei "mit dem Management von Osram überzeugt, dass unser Angebot der richtige Weg für Osram ist, und haben ein sehr gutes Verhältnis zu Olaf Berlien und seinem Team aufgebaut".

© SZ vom 02.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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