Osram:Die neue Licht-Welt

Lichtkonzern Osram verkauft schwächelndes Leuchtengeschäft

Blick auf das Firmengebäude des Lichttechnikkonzerns Osram.

(Foto: Matthias Balk/dpa)

Die US-Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle greifen nach Osram. Das Unternehmen soll eigenständig bleiben. Was nun passieren könnte.

Von Thomas Fromm

Der Lichtkonzern Osram soll an die beiden US-Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle verkauft werden, und alle sind erst einmal: sehr zufrieden. Der Preis von rund 3,4 Milliarden Euro sei für die Aktionäre "sehr attraktiv", sagt Vorstandschef Olaf Berlien. Osram bleibe ein "eigenständiges Unternehmen", und für das Unternehmen und seine 26 000 Mitarbeiter böten sich nun neue Chancen: Man habe nun "Zugang zu Kapital".

Die Investoren versprechen "umfangreiche Investitionen in zukunftsweisende Technologien", und bei der Gewerkschaft IG Metall gibt man grünes Licht für die Übernahme. Man erwarte aber vom Vorstand, dass "die getroffenen Verabredungen für einen Zukunftsdialog zum Erhalt und zur Weiterentwicklung der Arbeitsplätze" eingehalten werden. Am Tag, nachdem sich Vorstand und Aufsichtsrat für den Verkauf des Unternehmens zum Preis von 35 Euro die Aktie ausgesprochen haben, ist in München die Welt in Ordnung. Vorerst, denn die kritischen Momente der neuen Liaison stehen wohl erst noch bevor. Es beginnt damit, dass die Eigentümer von mindestens 70 Prozent der Osram-Aktien dem Deal zustimmen müssen. Wie viele der Aktionäre, die sich noch an einen Kurs von fast 80 Euro erinnern, verkaufen, ist noch offen. Das Kalkül der Investoren: Sollte der Deal scheitern, dürfte der Wert der Aktien sinken - im schlimmsten Fall von heute knapp 33 Euro auf unter 20 Euro.

Diese Aussicht motiviert, zu verkaufen.

Sollten die Aktionäre mitspielen, kämen die nächsten Themen. Wie werden Bain und Carlyle strategisch vorgehen, um den Hersteller von LEDs und Optoelektronik-Produkten trotz Branchenkrisen und Preisverfall wieder auf Vordermann zu bringen? "Das ist noch nicht die Rettung, Osram bekommt nun andere Eigentümer und ist erst einmal den Quartalsdruck der Börse los", glaubt Klaus Abel von der IG Metall und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender. Vieles hänge nun davon ab, wie sich die Dinge in den kommenden Monaten und Jahren entwickeln. Schon einmal wurde Osram übernommen, das war im Jahre 1919, und der Käufer hieß damals Siemens. Der Technologiekonzern hielt bis vor sechs Jahren an seiner Tochter fest und entließ sie dann an die Börse. Jetzt, nach über 100 Jahren Firmengeschichte, nun etwas Neues: Osram als Tochter von zwei US-amerikanischen Finanzinvestoren. In der Regel halten solche Firmen fünf bis sieben Jahre an ihrer Akquisition fest, danach muss der Wert höher sein als beim Einstieg.

"Das Geschäftsmodell ist ja: Ich kaufe ein Unternehmen und verkaufe es später mit Gewinn", sagt Abel. "Damit werden wir uns nun auseinandersetzen müssen, die Diskussionen und Auseinandersetzungen werden weitergehen." Allerdings: Anders als bei den aktivistischen Investoren, die sich ebenfalls schon bei Osram gemeldet hätten, habe man derzeit keine Hinweise darauf, "dass Bain und Carlyle als Zerschlager auftreten". Investieren statt zerschlagen, das ist die Botschaft an diesem Tag. Die Neuen wollen Berlien helfen, seinen Konzern zu einem High-Tech-Anbieter für neue Leuchtsysteme umzubauen. Das kostet viel Geld. Aber wie viel Geld werden die Investoren in die Hand nehmen, um Osram auszubauen? Konkrete Zahlen nannte man am Freitag nicht. Dazu sagt Aufsichtsrat Abel von der IG Metall: "Die Ankündigung, Osram jetzt durch Zukäufe zu stärken, ist erstmal nur eine Absichtserklärung. Was das konkret bedeutet, müssen wir noch sehen." Bleibt die Frage nach dem Chef. Nicht allen Managern liegt es, mit Finanzinvestoren zusammenzuarbeiten. Berlien aber ist optimistisch: "Ich bin hoch motiviert und habe Spaß daran."

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