Osram:"Den Betrieb am Laufen halten"

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Osram steht kurz vor der Übernahme durch den österreichischen Konzern AMS. Im Bild: die Münchner Unternehmenszentrale. (Foto: Andreas Gebert/Reuters)

Osram-Chef Olaf Berlien muss in diesen Wochen zwischen der Corona-Pandemie und der Milliardenübernahme durch das österreichische Unternehmen AMS navigieren.

Von Thomas Fromm, München

Spätestens seitdem sich der österreichische Chiphersteller AMS daran gemacht hat, Osram zu übernehmen, sagt man bei dem Münchner Lichtkonzern vieles einfach mal mit Musik. Das geht dann so: Wenn Journalisten oder Analysten in Warteschleifen auf den Start eines Telefoncalls warten, läuft dort ein Lied, und das passt thematisch immer ganz gut zur allgemeinen Lage. Das können mal die Rolling Stones sein ("You can't always get what you want"), mal Wolfgang Ambros ("Langsam wochs ma z'amm"). Am Donnerstag hatte man den Song "Where is all the money going" des amerikanischen R&B-Sängers Cody Chesnutt vorgeschaltet. Kleiner Gruß aus der Abteilung für Investor Relations: Ja, wo geht es bloß hin, das ganze Geld? Eine gute Frage, wegen Corona, wegen der Übernahme, und überhaupt. Was man nun so macht in diesen Tagen? "Mitarbeiter schützen, den Betrieb am Laufen halten, finanzielle Auswirkungen minimieren", sagt Osram-Chef Olaf Berlien.

Im März hatte die frühere Siemens-Tochter, die inzwischen einen großen Anteil ihres Geschäfts mit der Autoindustrie macht, ihre Umsatz- und Gewinn-Prognosen für das laufende Geschäftsjahr zurückgezogen. Bisher sei es "gelungen, die Auswirkungen auf unser Geschäft moderat zu halten", so der Osram-Chef. Allerdings: Für die Monate Januar bis März wurde ein Verlust von 39 Millionen Euro verbucht. Richtig ankommen werde die Corona-Pandemie aber erst noch. "Die Auswirkungen der Pandemie werden uns erst im Laufe des dritten Quartals vollumfänglich treffen", sagte Berlien am Donnerstag. Der April werde wohl der Tiefpunkt der Entwicklung bei Osram gewesen sein - da sei der Umsatz um 30 bis 45 Prozent eingebrochen. Das Rezept für die nächsten Wochen und Monate: Kurzarbeit und weiter sparen. Seit Mai sind etliche Osram-Mitarbeiter in Kurzarbeit; die Vorstände um Berlien verzichten auf zehn Prozent ihres Gehalts und bei anderen Führungskräften geht es an Boni und variable Einkommensteile.

Erste Lichtblicke kommen von dort, wo die Pandemie ihren Anfang nahm: Während die Geschäftsentwicklung in Europa und Amerika noch unklar sei, sehe man "was den chinesischen Markt betrifft, heute eine deutliche Erholung, sowohl in der Produktion als auch in der Nachfrage", sagte Berlien. Die Werke dort: wieder voll ausgelastet. "Chinesische Kunden wollen raus aus dem öffentlichen Nahverkehr und nun doch lieber alleine Auto fahren", so der Osram-Chef.

Was in solchen per se schon turbulenten Zeiten fast schon ein wenig kurz kommt: Das Traditionsunternehmen wird gerade von dem Sensorik-Spezialisten AMS übernommen. Die Österreicher hatten noch im März bei einer Kapitalerhöhung 1,65 Milliarden Euro eingesammelt, um die Übernahme zu stemmen. Und schon im Sommer könnte die EU-Kommission den Deal durchwinken. Und wie geht es nun weiter mit dem Osram-Chef? "Ich bin weiterhin hoch motiviert und mit großer Freude dabei", sagt der.

© SZ vom 08.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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