Osram:Chinesen geben überraschend Osram-Übernahme auf

Osram

Eine Nachtaufnahme der Osram-Zentrale in München.

(Foto: Rene Ruprecht/dpa)
  • Die Übernahmen des Leuchtenherstellers Osram durch Chinesen ist überraschend vom Tisch.
  • Es gebe keine weiteren Gespräche mehr, hieß es am Dienstagabend aus mit dem Vorgang vertrauten Kreisen.
  • Osram bliebe jetzt noch der Kauf des Siemens-Anteils an Osram. Der beträgt allerdings nur 17,5 Prozent.

Von Thomas Fromm

Dass er mit den Investoren aus dem fernen China gesprochen hatte, daraus machte Osram-Chef Olaf Berlien keinen großen Hehl. Na klar, man spricht mit allen Investoren, auch mit denen, die es erst noch werden wollen. Wenn jemand Geld in ein Unternehmen pumpen will, ist das eigentlich immer eine feine Sache.

Das Drehbuch schien also geschrieben, der bayerisch-chinesische Plot so einfach wie logisch. Bis zu diesem Dienstag, als die Geschichte ihre Wende nahm. San'an Optoelectronics wie auch GSR Go Scale Capital seien nicht mehr an einer Mehrheitsübernahme von Osram interessiert. "Es gibt keine Gespräche mehr", heißt es nach Informationen der Süddeutschen Zeitung.

Chinesen waren offenbar überrascht über Gegenwind aus der deutschen Politik

Wochenlang sollen die Emissäre der chinesischen Firma San'an Optoelectronics und des Finanzinvestors GSR Go Scale Capital antichambriert haben. Ihr Plan: Nachdem die Münchner ihr traditionelles Glühbirnengeschäft Ledvance an ein chinesisches Konsortium verkauft hatten, sollte nun auch der Rest der einstigen Siemens-Tochter nach China gehen. Der Lichtkonzern hat ein starkes Standbein im lukrativen LED-Segment und baut mit Osram Semiconductors selbst LED-Chips - dazu kommen Tausende von interessanten Patenten. Nur: Musste man gleich den kompletten Konzern an die Chinesen verkaufen? Sollte dieses Traditionsunternehmen, dessen Werbespruch "Hell wie der lichte Tag" noch immer am Münchner Karlsplatz leuchtet, wirklich eine chinesische Firma werden?

Praktisch war es da, dass Siemens noch immer 17,5 Prozent an Osram hielt und, wie es hieß, durchaus daran interessiert sei, sich seine Anteile vergolden zu lassen.

Nun ist das Spiel aus. Aber warum auf einmal? Die Chinesen, sagen mit dem Vorgang vertraute Kreise, hätten unterschätzt, wie wenig willkommen sie seien - aus der Politik und der Gewerkschaft wehte ihnen ein kalter Wind entgegen. Die Stimmung kippte, Woche für Woche.

Vielleicht wollen die Chinesen ja noch den Mini-Siemens-Anteil

Da waren die Beschäftigten selbst, die sich gegen die Chinesen stemmten. "Wir werden uns gegen jeden ,feindlichen' Übernahmeversuch vehement zur Wehr setzen", warnte Betriebsratschef Werner Leyer. In einem Land wie Deutschland, wo mit den Betriebsräten viel geht, aber ohne die Betriebsräte überhaupt nichts, ist das eine klare Botschaft: Versucht es gar nicht erst, es wird Euch nicht bekommen. Rückendeckung gab es für die Belegschaft aus den Büros von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel. "Stellungnahmen von der Arbeitnehmerseite und den Gewerkschaften" nehme man "sehr ernst", sagte Matthias Machnig, Staatssekretär bei Gabriel.

Es waren heftige Diskussionen, und sie fielen in eine Zeit, in der der chinesische Hausgerätehersteller Midea gerade dabei war, den deutschen Roboterbauer Kuka zu schlucken. Politisch war auch das sehr umstritten - aber was sollte man tun? Dann kam der Fall Osram, und zur Kritik der Betriebsräte kam noch die ganz große Politik mit dazu: Aixtron, eine Maschinenbaufirma aus der Nähe von Aachen, steht ebenfalls schon seit langem auf der Einkaufsliste chinesischer Investoren. Es war US-Präsident Barack Obama, der die Übernahme des Halbleiter-Zulieferers vereitelte. Der Präsident sorgte sich besonders um die nationale Sicherheit der USA, wenn eine Firma, und sei sie auch noch so klein und unbekannt, Komponenten für die amerikanische Armee baut.

Auch einzelne Osram-Produkte sollen sicherheitsrelevant sein - keine gute Voraussetzung also für einen reibungslosen Verkauf nach China. Die Frage ist nun: Was wird Siemens mit seinem Anteil machen? Anbieten, trotz alledem? Und wenn ja: Wollen die Chinesen diese 17,5 Prozent an Osram jetzt noch?

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: