Süddeutsche Zeitung

Osram:Bitte nicht verkaufen

Die IG Metall will eine Übernahme von Osram durch den Chiphersteller AMS verhindern und appelliert an Großinvestor Allianz.

Von Thomas Fromm

Das Übernahmeangebot steht, der österreichische Chiphersteller AMS bietet den Osram-Aktionären 38,50 pro Aktie. Und da die US-Finanzinvestoren Bain und Carlyle 3,50 Euro weniger bieten, ist die Sache derzeit klar: Wenn sich mindestens 70 Prozent der Osram-Aktionäre auf den vier-Milliarden-Deal einlassen, geht Osram nach Österreich.

Die IG Metall befürchtet für diesen Fall das Schlimmste: Massenentlassungen und eine Zerschlagung des alten Münchner Leuchtenkonzerns. Sie setzt nun auf die Hilfe der Osram-Aktionäre. In einem Brief an den Münchner Großaktionär Allianz, der über eine Fonds-Tochter 9,3 Prozent der Osram-Anteile hält, habe man den Versicherer "aufgefordert, seiner Verantwortung für den Industriestandort Deutschland gerecht zu werden", sagte eine IG Metall-Sprecherin am Freitag in Frankfurt. Der Konzern solle seine Aktien nicht an jemanden veräußern, "der das Traditionsunternehmen Osram zerschlagen will". Die Allianz gilt wegen ihrer Anteile als entscheidend: Behält der Versicherer seine Osram-Aktien, dürfte es für einen Investor sehr schwierig sein, die Annahmeschwelle zu erreichen. Flankierend wenden sich die Arbeitnehmervertreter auch über eine Internetseite an Mitarbeiter der früheren Osram-Mutter Siemens. Das mit Krediten von über vier Milliarden Euro finanzierte Übernahmeangebot sei unseriös, so Siemens-Aufsichtsrat Jürgen Kerner. Die dortige Empfehlung an die Aktionäre ist eindeutig: "Die IG Metall und der Konzernbetriebsrat der Osram AG empfehlen den Aktionären die Ablehnung des Angebots von ams."

In den nächsten Tagen müssen sich auch Osram-Vorstand und -Aufsichtsrat zu dem Angebot äußern. Die Osram-Spitze hatte sich bislang für das Angebot von Bain und Carlyle ausgesprochen. Die US-Investoren hatten Standortgarantien für Osram und seine Mitarbeiter ausgegeben, bieten aber nur 35 Euro pro Aktie. Noch gilt es als nicht völlig ausgeschlossen, dass die beiden Investoren ihr Angebot in den nächsten Wochen noch einmal nachbessern, etwa indem sie einen zusätzlichen dritten Investor mit ins Boot holen. Allerdings wäre auch in diesem Fall nicht sicher, ob die Investoren nicht auch unrentable Osram-Teile an Dritte verkaufen würden.

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Quelle:
SZ vom 14.09.2019
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