Süddeutsche Zeitung

Angebot von AMS:Osram will nun doch übernommen werden

  • Vorstand und Aufsichtsrat von Osram empfehlen den Aktionären, das 4,6 Milliarden Euro schwere Kaufangebot anzunehmen.
  • Bis zum 5. Dezember läuft die Offerte - AMS bietet 41 Euro je Aktie.

Kehrtwende bei Osram: Die Führung des Münchner Lichttechnik-Konzerns sträubt sich nicht mehr gegen eine Übernahme durch den österreichischen Chip- und Sensorhersteller AMS. Nach Zusagen der Österreicher empfehlen Vorstand und Aufsichtsrat den Aktionären nun, das 4,6 Milliarden Euro schwere Kaufangebot anzunehmen. Die gebotenen 41 Euro je Aktie seien angemessen. Die Offerte läuft bis zum 5. Dezember - AMS hält bereits knapp 20 Prozent an Osram.

"Am wichtigsten ist, dass die Mitarbeiter an deutschen Standorten bis Ende 2022 vor fusionsbedingten Kündigungen geschützt sind", sagte Vorstandschef Olaf Berlien. Er hatte bereits vergangene Woche positive Signale an AMS gesandt. Die ehemalige Siemens-Personalchefin Brigitte Ederer soll sicherstellen, dass die Vereinbarungen eingehalten werden.

Die Arbeitnehmervertreter halten aber am Widerstand gegen AMS fest. Die Entscheidung im Aufsichtsrat fiel mit sieben zu fünf Stimmen, nur ein leitender Mitarbeiter schloss sich der Kapitalseite an. In einem Sondervotum zum Übernahmeangebot bezeichnen die Betriebsräte und Gewerkschafter im Aufsichtsrat das Vorgehen von AMS als "unrechtmäßig".

Lücke im Gesetze

Der Konzernbetriebsrat hat sogar Beschwerde gegen die Genehmigung der Übernahmeofferte durch die Finanzaufsicht BaFin eingereicht, weil AMS eine Lücke im Gesetz genutzt hat, um eine zwölfmonatige Sperrfrist vor einem neuen Anlauf zu umgehen. Ob der Betriebsrat überhaupt klagen darf, ist aber unklar.

Die Verbesserungen gegenüber dem ersten Angebot seien aus Sicht der Arbeitnehmer "geringfügig", heißt es in dem Sondervotum. Der Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen sei wertlos, eine Sicherheit für die Belegschaft gebe es nicht. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2018/19 hat Osram die Belegschaft bereits um 2700 auf 23 500 Stellen abgebaut.

Weitere Streichungen dürften folgen, wie der Traditionskonzern ankündigte. "Aufgrund der konjunkturellen Entwicklung und des fortschreitenden Technologiewandels sind weitere strukturelle Anpassungen nötig. Dazu finden derzeit Gespräche mit den Gremien statt." Die Sparmaßnahmen beim Personal sollen rund 60 Millionen Euro kosten. Das Handelsblatt hatte berichtet, Osram wolle eine höhere dreistellige Zahl von Arbeitsplätzen streichen.

Das Unternehmen steckt in der Krise. 2018/19 rutschte Osram mit 343 Millionen Euro in die roten Zahlen, unter anderem wegen einer Abschreibung von 171 Millionen Euro auf den Firmenwert des Autozuliefer-Gemeinschaftsunternehmens mit Continental. Ein Jahr zuvor stand noch ein Gewinn von 188 Millionen Euro zu Buche. Die Dividende fällt aus. Der Umsatz brach um 13 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro ein, die bereinigte Umsatzrendite sank auf 8,9 von 16,4 Prozent.

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