Opel: Vor der Entscheidung:Warnruf aus London

Zwei Angebote gibt es, doch nur einer kann Opel übernehmen. Bevor GM am Freitag eine Vorentscheidung trifft, sendet die britische Regierung einen Appell - und warnt vor den Interessen der Deutschen.

Monatelang haben die Beteiligten gerungen, jetzt könnte im Ringen um Opel eine Entscheidung fallen - zumindest jedoch eine Vorentscheidung. Am Freitag will sich der bisherige Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) festlegen, wer den Zuschlag erhalten soll.

Opel, Foto: dpa

Am Freitag fällt die Vorentscheidung im Bieterkampf um Opel.

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Der Beschluss des GM-Verwaltungsrats gilt als Grundlage für eine Entscheidung der Opel-Treuhand, die den Autobauer seit der Insolvenz von General Motors verwaltet und den Verkauf letztlich absegnen muss. Dem Führungsgremium der ehemaligen Opel-Mutter liegen zwei Angebote für den Rüsselsheimer Autohersteller vor: Neben dem österreichisch-kanadischen Zulieferer Magna und dessen russischem Partner Sberbank ist auch der belgische Finanzinvestor RHJ im Rennen.

Immer wieder hatten sich deutsche Politiker für das Magna-Konzept ausgesprochen. Besonders die Ministerpräsidenten aus Thüringen, Hessen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen - den Bundesländern mit Opel-Standorten - hatten sich immer wieder für den Zulieferer stark gemacht.

Favorit Magna

Nun hat auch die britische Regierung noch einmal vehement auf ihre Interessen hingewiesen. Vor den Beratungen des General-Motors-Verwaltungsrats hat Großbritannien eine Entscheidung nach objektiven Kriterien angemahnt. Diese müsse "die langfristige Lebensfähigkeit sowohl von Opel als auch von Vauxhall in Großbritannien sicherstellen", erklärte Wirtschaftsminister Peter Mandelson in der Nacht zum Freitag. Die Entscheidung "sollte nicht durch politische Erwägungen in irgendeinem Land verzerrt werden", forderte der Minister. Vauxhall mit seinen 5000 Beschäftigten im Vereinigten Königreich ist die britische Schwestermarke der früheren GM-Tochter Opel.

"Die britische Regierung hat den GM-Verwaltungsrat gebeten, die relevanten Interessen in allen europäischen Ländern vollständig zu berücksichtigen, da dies die Entscheidungen aller Mitgliedsstaaten über staatliche Finanzierung und die Genehmigung staatlicher Beihilfen durch die Europäische Kommission bestimmen wird", hieß es in der Erklärung Mandelsons.

Während Magna der Favorit von Politik und Opel-Belegschaft in Deutschland ist, bevorzugen Teile des GM-Managements die Offerte von RHJ. Auch die britischen Gewerkschaften hegen Sympathien für das RHJ-Angebot, das den Erhalt der beiden Vauxhall-Werke vorsehen soll. Opel-Standorte gibt es auch in Spanien, Belgien, Polen, Österreich und Russland. Europaweit beschäftigt der Autobauer rund 50.000 Menschen, etwa die Hälfte davon in Deutschland. Die GM-Manager bevorzugen RHJI auch, weil der Investor eine enge Zusammenarbeit von Opel mit der Ex-Konzernmutter plant und ein späterer Rückverkauf an GM möglich wäre.

"GM kann ohne Opel nicht leben"

Ein zentraler Knackpunkt bleibt: Wie will Magna Opel von der ungeliebten Ex-Mutter General Motors abtrennen? GM muss auf Gedeih und Verderb bei "New Opel" dabeibleiben, weil der Konzern im Tagesgeschäft sehr eng mit Opel verbunden und auf die Deutschen angewiesen ist. "General Motors kann ohne Opel nicht leben", lautet das Fazit einer Studie des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer.

Denn die Rüsselsheimer entwickeln für GM alle mittelgroßen Autos. Nur Opel habe das Know-how für die Produktion sparsamer Modelle - und auf die ist GM dringend angewiesen, um auf dem hartumkämpften Markt zu bestehen. Bestes Beispiel: Das GM-Hoffnungsauto, der Chevrolet Volt mit Elektroantrieb, wurde maßgeblich von deutschen Ingenieuren entwickelt.

Bund und Länder versuchten zuletzt, die Position ihres Favoriten Magna weiter zu verbessern. Deutschland zeigte sich bereit, den staatlich garantierten Kredit für Magna von 4,5 Milliarden Euro vorerst alleine zu stemmen - ohne Beteiligung der anderen europäischen Opel-Länder.

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