Opel: Verschärfter Jobabbau:Reilly wetzt die Messer

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Eiszeit bei Opel: Der neue Konzernchef Nick Reilly will mehr Jobs abbauen als vorgesehen - und dafür auch noch Staatsgeld kassieren.

Harald Schwarz

Bei den zurückliegenden Sanierungen gab es beim Autohersteller Opel stets das gewohnte Fingerhakeln zwischen Management und Betriebsräten. Letztlich aber einigte man sich auf Kompromisse. Beide Seiten konnten ihr Gesicht wahren. Das war 1998 so, 2002 beim Olympia-Programm und bei den tiefen Einschnitten in den Jahren 2004/05. Seit Nick Reilly im November vorigen Jahres den Chefsessel in Rüsselsheim eingenommen hat, ist von der früher üblichen Suche nach einer Lösung im Konsens aber nicht mehr viel übrig.

Der neue Opel-Chef Nick Reilly will mehr Jobs abbauen als ursprünglich vorgesehen - insgesamt sollen knapp 10.000 Arbeitsplätze wegfallen. (Foto: Foto: apn)

Der gebürtige Brite, ein lang gedienter Manager des amerikanischen Opel-Mutterkonzerns General Motors (GM), geht seinen eigenen Weg. Irritationen soll das sogar in seiner direkten Umgebung in der Opel-Geschäftsführung auslösen. 265 Millionen Euro jährlich zwischen 2010 bis 2014 will Reilly an Lohn- und Gehaltsverzicht von der Belegschaft haben. Verhandelt wird darüber aber seit Wochen nicht mehr. Es herrscht Eiszeit zwischen Management und Arbeitnehmervertretern - ein Umstand, der auch die GM-Spitze in Detroit alarmieren müsste.

"In einer so verfahrenen Situation waren wir noch nie", sagt eine mit den Vorgängen bei Opel vertraute Person. Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz will zu dieser Bewertung derzeit nichts sagen. Er sagte zu dpa lediglich: "Es gibt nichts Neues, still ruht der See. Das ist absolut unbefriedigend."

Geld für Manager-Boni

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung plant Reilly die Veröffentlichung des Sanierungsplans für diesen Dienstag. Zugleich sollen Staatshilfen im Volumen von 2,7 Milliarden Euro beantragt werden. Da es derzeit mit den Arbeitnehmervertretern keine Verhandlungen, geschweige denn eine Einigung, über den Sanierungsbeitrag der Belegschaft gibt, werden die Betriebsräte dies als eine Brüskierung empfinden, wie es sie bei Opel noch nie gegeben hat.

In der deutschen Politik, von der Reilly einen beträchtlichen Betrag als öffentliche Unterstützung erwartet, wird das Innenleben von Opel derweil genau beobachtet. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) hat klargestellt, dass die Position der Arbeitnehmer nicht mit Steuergeldern unterminiert werden soll. Laut Reilly wird die Restrukturierung 3,3 Milliarden Euro kosten. Ihm zufolge hat GM bei der Ablösung des staatlichen Brückenkredits im November 2009 den Eigenanteil von 600 Millionen Euro geleistet.

In der Politik schüttelt man darüber den Kopf. Es heißt: "Das war kein Eigenbeitrag, sondern eine Kreditrückzahlung, damit Opel wieder GM gehört." In den Kreisen heißt es weiter, GM solle die Hälfte der 3,3 Milliarden Euro beisteuern. Es sei ja auch wieder Geld für Manager-Boni da. Die Nachricht, dass Opel-Führungskräfte 2010 wieder mit Boni rechnen können, hat intern für Wirbel gesorgt.

Die Finanzierung des Sanierungsplans VP VI ist somit noch längst nicht gesichert. Unklarheit herrscht auch über die Zahl der bedrohten Arbeitsplätze. Opel spricht von 8300 betroffenen Stellen. Den Betriebsräten wurde jüngst aber ein Chart präsentiert, nach dem 9956 Jobs wegfallen sollen. Neben der geplanten Schließung des Werks Antwerpen sollen einer internen Unterlage zufolge auch die Getriebewerke F13 in Bochum und F40 in Rüsselsheim Ende 2010 dichtgemacht werden. Laut VP VI sollen 2010/11 etwa 400 Millionen Euro in einen Opel-Mini investiert werden; Absatzzahlen zu diesem Wagen in den Jahren 2012 und 2013 fehlen aber in dem Plan.

© SZ vom 09.02.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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