Süddeutsche Zeitung

Opel und General Motors:Rettung aus Detroit

Bei allen Klagen über die Kehrtwende der Amerikaner - jetzt besteht endlich Klarheit über die Zukunft von Opel. Der Verbleib bei GM ist immerhin eine Chance.

Caspar Busse

Quälende zwölf Monate dauert inzwischen das Gezerre um Opel. Im November vergangenen Jahres hat das Management von Opel und von General Motors erstmals im Kanzleramt um Staatshilfe gebeten.

Seitdem gab es viel Getöse, geschehen ist kaum etwas: Opel steckt noch immer in erheblichen Problemen und verbrennt Geld, die Sanierung ist nicht vorangekommen, ein belastbares Rettungskonzept liegt noch immer nicht vor.

Bei allen Klagen über die Kehrtwende der Amerikaner und bei allem Jammern über "das hässliche Gesicht des Turbokapitalismus" (Jürgen Rüttgers) - jetzt besteht endlich Klarheit. Das ist die gute Nachricht. Opel bleibt bei General Motors. Alle Beteiligten müssen sich nun mit aller Entschlossenheit an die Sanierung machen.

Die Zeit drängt. Die Aufgabe, den deutschen Autobauer aus der Krise zu führen, ist groß. Opel muss aufpassen, nicht endgültig abgehängt zu werden, Konkurrenten wie der VW-Konzern haben bereits auf die Krise reagiert. Auf keinen Fall darf wieder ein Bieterwettbewerb beginnen: Eine neue quälende Debatte würden die Rüsselsheimer möglicherweise nicht durchstehen.

Für Opel kann der Verbleib im GM-Konzern durchaus eine Chance sein. Die GM-Manager haben in den USA selbst vorgemacht, wie man einen nahezu hoffnungslosen Fall drehen kann. Ohnehin wäre eine Herauslösung von Opel aus dem weltweiten Konzern schwierig gewesen - zu eng sind noch immer die Verbindungen.

Opel und seine unbestritten fähigen Ingenieure und Entwickler könnten innerhalb des GM-Konzerns künftig eine bedeutende Rolle spielen: als Lieferanten von Innovationen und Technologien.

Deutschland hat das zu bieten, was GM in den USA braucht: moderne und spritsparende Motoren. Das Know-how von Opel ist das große Kapital, das nicht abwandern darf. Genau diese Gefahr hätte bestanden, wenn Opel an Magna und die Russen gegangen wäre.

Wichtig ist nun, dass die Konzernherren aus Detroit lernen und den Deutschen mehr Selbständigkeit geben. Klar ist, dass Opel eine harte Sanierung bevorsteht. Je länger gewartet wird, desto schmerzhafter wird diese. Wertvolle Zeit ist bereits verstrichen.

Deshalb ist es wichtig, dass GM nun Opel selber saniert und nicht mehr auf politische Bedenken Rücksicht nimmt, die das Ganze nur weiter verzögern. Es macht keinen Sinn, Opel-Standorte zu erhalten, die sich betriebswirtschaftlich nicht rechnen. Die besten Werke sollen gerettet werden, nicht diejenigen, die in Ländern liegen, die am lautesten schreien. Natürlich wird das womöglich bitter für Bochum oder Antwerpen. Opel muss aber auf Dauer gesund sein und nicht zu einem chronisch Kranken werden.

Entscheidend wird nun sein, ob GM überhaupt die finanzielle Kraft für eine Sanierung von Opel aufbringt. Ebenso entscheidend wird sein, ob die Amerikaner und die deutsche Belegschaft nun an einem Strang ziehen.

Angesichts der aufgeheizten Stimmung bei Opel ist das aber schwer vorstellbar. Seit Monaten wünschte sich die Belegschaft, allen vor- an Betriebsratschef Klaus Franz, nichts sehnlicher als die Trennung von GM. Die Arbeitnehmer setzten wie die Politik einseitig auf den Autozulieferer Magna und die russische Sberbank; doch diese Lösung war von Anfang an wenig überzeugend. Wenn die Opel-Arbeiter sich auch weiterhin gegen jede andere Lösung sperren, wird ihnen dies wenig nützen - und Opel schaden.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.143031
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 06.11.2009/hgn
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.