Opel und die Zukunft:Willkommen in der Realität!

Alles auf Neuanfang: Opel und General Motors fangen von vorn an - es ist ihre letzte Chance.

Karl-Heinz Büschemann

Bei Opel kehrt wieder der Normalfall ein. Der Streit mit der Muttergesellschaft General Motors (GM) ist offiziell beendet. Das Rüsselsheimer Unternehmen hat nach monatelangem Krach mit den Detroitern eine neue Führung und ist mit dem neuen Chef Nick Reilly wieder handlungsfähig. Zum Normalfall bei Opel gehört aber auch, dass es bald wieder verstärkt Kurzarbeit in den deutschen Fabriken des angeschlagenen Autoherstellers geben wird. Willkommen in der Realität!

Opel, ddp

Opel startet neu durch und wird sich mit harten GM-Forderungen zum Personalabbau beschäftigen müssen.

(Foto: Foto: ddp)

Der jüngste Konflikt mit Detroit hat Wunden hinterlassen. Dass die Deutschen mit aller Macht daran arbeiteten, von GM loszukommen, wird die Zusammenarbeit beider Seiten belasten. Die Opel-Mitarbeiter fühlten sich bei der miserabel geführten Mutter zurecht schlecht aufgehoben. Die Amerikaner hatten lange mit dem eigenen Überleben zu kämpfen, die Geschicke von Opel waren für die GM-Manager von geringem Interesse. Das ist nicht die beste Voraussetzung für gute Zusammenarbeit.

Doch die muss es jetzt geben, im beiderseitigen Interesse. Ohne den europäischen Markt kann GM nicht zurechtkommen. Das Geschäft dort ist inzwischen noch schwieriger geworden als es am Anfang der Krise war. Die Hilfen der europäischen Regierungen zur Ankurbelung des Absatzes sind ausgelaufen. Opel muss sich auf einem verstopften Markt gegen potente Anbieter wie VW oder die Asiaten wehren. Das wird schwer.

Die kommenden Monate werden zähe Debatten über die GM-Strategie in Europa bringen. Opel wird von der Mutter neue Vorgaben erwarten, und wahrscheinlich vergeblich auf kluge Ideen aus Detroit warten. Die klamme Mutter aber wird harte Forderungen an Opel zum Personalabbau stellen und den Frust bei Opel anheizen. Die Fortsetzung des alten Streits ist unausweichlich, weil GM bisher nicht erkennen lässt, wie es mit dem europäischen Teil des internationalen Konzerns weitergehen soll.

GM hat nur noch eine Chance. Die muss der Konzern nutzen. Er muss eine Strategie präsentieren, die das eigene Überleben sichert und die auch die Interessen der europäischen Opel-Arbeitnehmer und der Kunden im Auge hat. Das ist schwierig, vor allem für einen Konzern, der sich schon in der Vergangenheit durch ausgeprägte Ideenlosigkeit auszeichnete. Wenn die Detroiter Manager jetzt wieder eine funktionierende Strategie für Opel schuldig bleiben, hat auch General Motors keine Existenzberechtigung mehr.

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